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Agenturen, dpa, 15:45 Uhr, 10.02.2012

Waffen für Neonazi-Morde: Festnahme in der Schweiz

 
In der Schweiz werden immer mehr Spuren der Neonazi-Morde entdeckt. Nach einer neuen Festnahme gibt es weitere Hinweise auf die Beschaffung von Waffen in der Alpenrepublik.

Zürich/Bern/Zwickau (dpa) - Im Zusammenhang mit der Mordserie der Zwickauer Neonazi-Zelle ist in der Schweiz ein weiterer Verdächtiger festgenommen worden. Für den Mann aus dem Berner Oberland ordnete ein Haftrichter am Freitag wegen des Verdachts auf Unterstützung einer kriminellen Organisation Untersuchungshaft an. Zugleich verdichteten sich Hinweise auf die Beschaffung von Waffen für die als «Nationalsozialistischer Untergrund» (NSU) agierende Terrorgruppe in der Schweiz - darunter eine Pumpgun.

Der Verdächtige war bereits am Dienstagabend nach einem mehrwöchigen Aufenthalt im Ausland bei seiner Ankunft am Flughafen Zürich festgenommen worden, wie die Polizei des Kantons Bern am Freitag bestätigte. Bei den Ermittlungen gehe es hauptsächlich um die Frage, wie die Neonazis in Deutschland an die als Tatwaffe benutzte Pistole der tschechischen Marke Ceska gelangt sind, hieß es bei der Polizei.

Nach Recherchen der Zürcher Zeitung «Tages-Anzeiger» wird dem Mann vorgeworfen, einst die später von der Neonazi-Zelle benutzte Ceska illegal weitergegeben zu haben. Direkte Verbindungen zum Rechtsextremismus seien bei dem Verdächtigen aber bislang nicht festgestellt worden, sagte Polizeisprecher Michael Fiechter.

Ein erster Verdächtiger war am 20. Januar festgenommen und wenig später wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Auch bei ihm ging es um die mutmaßlich illegale Weitergabe der späteren Tatwaffe. Die Ceska mit Schalldämpfer war in der ausgebrannten Wohnung der Täter in Zwickau gefunden worden. Als gesichert gilt inzwischen, dass sie von Tschechien in die Schweiz exportiert worden war und von dort nach Deutschland gelangte.

Laut «Tages-Anzeiger» konnte anhand der wieder sichtbar gemachten Seriennummer der Ceska festgestellt werden, dass die Pistole über den Zwischenhändler «Schäfli & Zbinden Handels AG» in Niederwangen bei Bern an eine Privatperson im Berner Oberland geschickt worden war. Dabei handele es sich um den am 20. Januar festgenommenen Mann. Er habe angegeben, die bestellte Waffe sei nie bei ihm angekommen.

Den Zeitungsangaben zufolge sind auch in Zürich Ermittler auf Bitten Deutschlands tätig. Hier gehe es ebenfalls um eine der Waffen aus dem Arsenal der Zwickauer Zelle, eine Pumpgun Mossberg Maverick 88. Sie war in dem ausgebrannten Wohnmobil in Eisenach gefunden worden, in dem die Leichen der beiden Terrorzellen-Mitglieder Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos entdeckt wurden.

Der Hersteller aus Texas habe die Pumpgun an einen Waffenladen in Zürich verkauft, berichtete der «Tages-Anzeiger». Dort sei sie 1997 von einer Privatperson erworben worden. Der Verkauf von Pumpguns war in der Schweiz bis ins Jahr 2000 nicht genehmigungspflichtig. Ebenso waren Waffen mit Schalldämpfer bis dahin in der Alpenrepublik vergleichsweise leicht zu beschaffen.

Den Rechtsterroristen Böhnhardt, Mundlos und Beate Zschäpe werden Morde an neun Kleinunternehmern türkischer und griechischer Herkunft sowie an einer Polizistin vorgeworfen. Zschäpe sitzt in Untersuchungshaft.

Autor: Thomas Burmeister

dpa bur xx z2 kr/hgk
101545 Feb 12