Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 02.03.2012

Linken-Studie: Leipzig ist und bleibt Armutshauptstadt

 
Sozialexperte Pellmann vergleicht Situation in den Städten Dresden, Leipzig und Chemnitz

Dresden. Am Mittwoch hatten die beiden Chefs der Regierungsfraktionen, Steffen Flath (CDU) und Holger Zastrow (FDP), noch ihre Positiv-Version einer Halbzeitbilanz von Schwarz-Gelb präsentiert, gestern nun legte der linke Sozialpolitiker Dietmar Pellmann seinen ganz speziellen Gegenentwurf vor. Ergebnis: Im Sozialbereich ist die Lage im Freistaat alles andere als rosig; am Ungleichgewicht in den Regionen habe sich nichts geändert - im Gegenteil: Der Negativtrend habe sich verfestigt.

Dabei hat der Linke die Großstädte Leipzig, Dresden und Chemnitz unter die Lupe genommen. Dreifacher Tenor: "Leipzig ist und bleibt Sachsens Armutshauptstadt, Chemnitz ist Seniorenhauptstadt, und Dresden geht's am besten." "Die ungleichen Schwestern" lautet der Titel des 70 Seiten umfassenden Werks, das auf öffentlich zugänglichen Daten beruht. Doch so prägnant wie die Kurzformel für die Städte auch erscheint, so sehr lohnt sich ein Blick auf die Details. Denn hier hat sich laut Pellmann doch einiges verschoben.

Das gilt nicht zuletzt für Dresden. Entgegen dem allgemeinen Eindruck hat in der Landeshauptstadt die Zahl der Menschen, die als arm gelten, in den vergangenen fünf Jahren zugenommen. Derzeit leben rund 20 Prozent Arme in Dresden, in Leipzig sind es 27 Prozent - der Spitzenwert. "Aber die Schere zwischen Arm und Reich ist in Dresden größer als im Landesschnitt", meinte Pellmann - kein gutes Omen. Beispiel Chemnitz: "Interessanterweise liegt diese Stadt beim verfügbaren Einkommen an der Spitze - noch vor Dresden", so Pellmann. Obwohl die Entwicklungspotenziale in der Landeshauptstadt am größten sind, haben die Chemnitzer also mehr Geld im Portemonnaie. Denn im Westsächsischen seien die Mieten und sonstigen Lebenshaltungskosten niedriger.

Keine schlechten Werte hat Chemnitz auch beim Thema Hartz-IV-Empfänger. Hier gab es in den vergangenen Jahren den größten Rückgang. Trotz dieser Unterschiede im Detail zieht sich ein Trend durch die gesamte Studie: Ob Kinderarmut, Steuereinnahmen, Arbeits- oder Kita-Plätze - stets rangiert Leipzig im Städtevergleich ganz hinten, Dresden dagegen meist vorn.
Entsprechend lautet Pellmanns Prognose: Leipzig habe nur dann eine Chance, wenn es sich als Kern eines "Kraftzentrums Mitteldeutschland" etabliert, mit Halle natürlich. Dann allerdings wären die Potenziale sogar größer als die von Dresden. Dafür jedoch müsste sich einiges ändern. "Weiter als Bittsteller nach Dresden zu fahren, ist jedenfalls keine Perspektive."
 
Jürgen Kochinke