Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 02.03.2012

Die ungleichen Schwestern: Eine Sozialstudie vergleicht Dresden, Leipzig und Chemnitz – mit überraschendem Ergebnis.

 
Die meisten Hartz-IV-Bezieher, die geringsten Einkommen, die höchsten Schulden: Leipzig ist Sachsens Armutshauptstadt. Das geht aus einer Studie der Linksfraktion im Landtag hervor. Sie trägt den Titel „Die ungleichen sächsischen Schwestern“ und beinhaltet einen Sozialvergleich zwischen Sachsens Großstädten Chemnitz, Dresden und Leipzig. Der Linken-Abgeordnete Dietmar Pellmann trug für die Jahre 2005 bis 2010 Daten vom Statistischen Landesamt zusammen und stellte der Staatsregierung Anfragen zu den Städten. Herausgekommen ist ein zwar nüchtern anmutendes, aber recht aussagekräftiges Werk. Leipzig hat große soziale Probleme. Chemnitz ist aufgrund seiner Bevölkerungsstruktur deutsche Seniorenhauptstadt. Und Dresden? „Dresden geht’s am besten“, sagt Pellmann.

Die Geburtenhauptstadt ist anziehend für Familien. Unter anderem bedingt durch eine große Anzahl von Landesbeschäftigten hat Dresden die höchsten Einkommen. Im Schnitt verfügt hier ein Haushalt über 1518 Euro im Monat, Chemnitz (1441) und Leipzig (1345) folgen mit Abstand.

Natürlich liegt Dresden auch bei den Besserverdienenden vorn. 2009 lebten 23 Einkommensmillionäre in der Landeshauptstadt, 21 in Leipzig und zehn in Chemnitz.

Und warum? Pellmann und die ebenfalls aus Leipzig stammende Linken-Bundestagsabgeordnete Barbara Höll bemängeln eine ungleiche Verteilung von Fördermitteln. Sie legen nahe, dass die CDU-Staatsregierung SPD-geführte Städte wie Chemnitz und Leipzig benachteiligt. Pellmann verweist aber auch auf Mentalitätsunterschiede. Der Leipziger sei –Stichwort friedliche Revolution – ein stolzer Bürger, der selbstbewusst nach vorn blicke. Der Dresdner schaue dagegen – Stichwort Residenzstadt – gelegentlich nach oben. Und das belohnt dann die Obrigkeit. Ob der Linke das völlig ernst meint? Sein Zahlenwerk (Stand: 2010) jedenfalls birgt manche Überraschung.

Von Thilo Alexe