Karl Nolle, MdL

Agenturen, dapd, 11:10 Uhr, 19.04.2012

Zwei Mitglieder der Zwickauer Terrorzelle wollten sich stellen - Die Eltern von Uwe Bönhardt berichten erstmals öffentlich über das Terror-Trio

 
Dresden (dapd-lsc). Die Eltern des Terrorzellen-Mitglieds Uwe Bönhardt berichten in einem Interview, ihr Sohn und die NSU-Terroristin Beate Zschäpe hätten sich bereits vor zwölf Jahren stellen wollen. «Aber der Uwe Mundlos war nicht bereit», sagte Brigitte Böhnhardt dem ARD-Nachrichtenmagazin «Panorama», das am Donnerstagabend (21.45 Uhr) ausgestrahlt wird, laut einer NDR-Mitteilung.

Die Terrorzelle aus Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe wird für bundesweit zehn Ermordungen von Menschen mit ausländischen Wurzeln und einer Polizistin im Zeitraum von 2000 bis 2007 verantwortlich gemacht. Mundlos und Bönhardt töteten sich nach einem Banküberfall in Thüringen Anfang November 2011 selbst, Zschäpe sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Die Eltern hatten monatelang überlegt, ob sie vor die Kamera des Magazins treten, das vom NDR für die ARD produziert wird. Im «Panorama»-Interview schildern sie, wie sie Kontakt zum Trio hielten, nachdem Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe 1998 in Thüringen und Sachsen in den Untergrund gegangen waren. «Irgendwann lag ein Zettel im Briefkasten», berichtete Brigitte Böhnhardt, «mit Uhrzeit und Ort. Dann standen wir bibbernd vor einer Telefonzelle, und da rief der Uwe an.»

Demnach trafen sich die Eltern mehrmals mit dem Trio in einem Park. Von den Morden wussten die Eltern nach eigenen Angaben nichts. Im Jahr 2002 sei der Kontakt abgerissen, berichteten die Eltern. An das letzte Treffen erinnert sich Brigitte Böhnhardt laut NDR noch genau: «Beate hatte vorher am Telefon gebeten, dass ich ihr Rezepte mitbringe, und zwar Rezepte von Kuchen und Plätzchen. Der Uwe würde so gerne meine Plätzchen essen wollen.» Sie könne es bis heute nicht fassen, dass das Trio bis zu diesem Zeitpunkt bereits vier Menschen getötet haben soll.

Kontakt mit den Eltern nahm Beate Zschäpe demnach erst wieder Anfang November 2011 auf, um vom Tod Bönhardts und Mundlos zu berichten.

dapd/T2012041900919/grk/vf/
191110 Apr 12