Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 07.07.2012
‚ifo‘ enthüllt: So schwach ist Sachsens Wirtschaft wirklich
Nach den schweren Wendejahren boomte die Wirtschaft in Sachsen. Doch lange nicht so stark, wie bislang angenommen! Das renommierte ifo-Institut stellt nun fest, dass das Bruttoinlandsprodukt in Sachsen deutlich niedriger ist: 3,3 Milliarden Euro fehlen!
Dresden. Der Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen“ vom ifo-Institut hat seine revidierten Angaben zum Bruttoinlandsprodukt für die Jahre 2008 bis 2011 vorgelegt. Die Abweichungen sind gewaltig! „Grund hierfür ist, dass die Ergebnisse in mehrjährigem Abstand überarbeitet werden, etwa um methodische Änderungen zu realisieren und verbesserte Datenquellen zu berücksichtigen“, sagt Joachim Ragnitz, Vize-Chef von ifo Dresden.
Statt angenommenen 70,9 Prozent der Wirtschaftskraft West, verfügt Sachsen nur über 68,8 Prozent. Was wenig klingt, ist finanziell viel: Der Pro-Kopf-Durchschnittsverdienst sank damit von 23.778 auf 22.970 Euro. Was auf 4,14 Millionen Sachsen hochgerechnet Wenigereinnahmen von 3,345 Milliarden Euro ausmacht! Doch das überraschende Absinken muss nicht nur negativ sein: „Leipzig etwa hatte ein BIP von 90,1 Prozent. Nun wären es 88 Prozent. Damit unterschreitet die Stadt wieder die 90-Prozent-Grenze, die für eine EU-Förderung nötig ist.“ Mehr Geld aus EU-Mitteln könnte dies nun heißen.
Sachsen sei, so Ragnitz, nun auf einem realistischen Stand: „Nach der Wende hat man viel zu viel, viel zu schnell erhofft.“ Allerdings hieße das im Umkehrschluss auch, dass die in diesem Jahrzehnt auslaufenden Bundesmittel für den „Aufbau-Ost“ eigentlich viel länger gezahlt werden müssten. Die von der FDP erhoffte Position Sachsens als „Geberland“ sei „völlig illusorisch“.
Von Jens Jungmann