Karl Nolle, MdL
DNN, 08.12.2012
Druckhaus geht in die Insolvenz
Umzug nach Cossebaude in kleineres Produktionsgebäude ein Schritt zur Restrukturierung
Dresden (DNN). Nach langem wirtschaftlichen Schlingerkurs geht die Druckhaus Dresden GmbH in die Insolvenz. Das über 100 Jahre alte Traditionsunternehmen hat jetzt die Eröffnung eines Insolvenzplanverfahrens in Eigenverwaltung beantragt. Das teilte Andrew Seidl mit. Der Rechtsanwalt und Fachanwalt für Insolvenzrecht übernahm nach eigenen Angaben die Geschäftsführung.
Andreas Kühn und Kurt Seitz, die bisher den Betrieb leiteten, stehen „weiter als beratendes Gremium zur Seite", heißt es in der Mitteilung weiter. Kühn hatte erst im vergangenen Jahr 25 Prozent des Unternehmens von Karl Nolle gekauft, der sich fortan aus der Geschäftsführung zurückzog. Wie Seidl gegenüber DNN bestätigt, sind Nolle und seine Frau jedoch weiter Gesellschafter. Trotz der Insolvenz laufe der Geschäftsbetrieb im Druckhaus Dresden weiter. Es gebe keine Einschränkungen.
„Alle Aufträge werden termingerecht zur Auslieferung gebracht." Auch die Mitarbeiter müssten keine Sorge haben„,dass sie Weihnachten ohne Lohn dasitzen", betont Seidl. Und: „Wir reden hier nicht über Zerschlagungsszenarien."
Eine Maßnahme, der Firma eine Zukunftsperspektive zu geben, ist der Umzug in ein kleineres Produktionsgebäude nach Cossebaude. „Das bisher genutzte Fabrikgebäude an der Bärensteiner Straße ist zu groß und passt nicht mehr zu einer modernen Druckerei", begründet der Insolvenz-Experte diesen Schritt. Produktion und Verwaltung nutzen jetzt 4500 Quadratmeter auf mehreren Etagen. „Das bringt zu viele Unterbrechungen im Workflow." Im neuen Gebäude stünden dann 2000 Quadratmeter zur Verfügung. Zudem werde man im Zusammenhang mit dem Umzug, der im • ersten Quartal 2013 erfolgen soll, prüfen, welche Maschinen angesichts des Preisverfalls im Markt bei Druckerzeugnissen tatsächlich noch benötigt werden.
Zudem will Andrew Seidl alles daran setzen, das Druckhaus von wirtschaftlichen Altlasten zu befreien, Die GmbH habe in der Vergangenheit zu hohe Kredite aufgenommen, die nun aufgrund fallender Margen nicht mehr bedient werden können. ,Zudem macht dem Druckhaus ein Steuerstreit zu schaffen, den es nun schon seit mehreren Jahren mit dem Finanzamt ausficht< Erst am Dienstag gab es eine weitere Sitzung mit der alten Geschäftsleitung, bei der jedoch keine Ei nigung erzielt wurde. Solange die Steuersache nicht geregelt ist, ist das Unternehmen nicht kreditwürdig. Außerdem schreckt das jeden potenziellen Finanzier ab, denn man weiß ja nicht, worauf man sich einlässt", so der neue Geschäftsführer gegenüber DNN.
Weiterer Personalabbau
Die Zahl der Mitarbeiter ist in den vergangen Jahren immer weiter geschrumpft. 2010 beschäftigte die Druckerei 70 Menschen, heute sind es noch 48. Realistisch betrachtet sei das noch nicht das Ende der Fahnenstange. In welcher Größenordnung ein weiterer Abbau erfolgt, dazu wollte sich Seidl noch nicht äußern.
„Das im bisherigen Fabrikgebäude eingegliederte Druckmuseum soll zum Umzug der Firma ausgelagert werden", heißt es in einer Mitteilung des Insolvenzverwalters weiter. Wie es heißt, soll es in das Kulturgelände des Kraftwerkes Mitte integriert werden.
Von Catrin Steinbach