Karl Nolle, MdL
Sächsische Zeitung, 22.12.2012
Überlebt! Und was nun? Der Weltuntergang ist in Sachsen ausgeblieben.
Doch die Hoffnung auf neue Katastrophen stirbt zuletzt.
"Notfalls wählen wir sonst eine neue Regierungskoalition – aus Piraten, Grauen Panthern und Karl Nolle"
Sächsisch betrachtet, Kolummne von Gunnar Saft
WENN Sie diese Zeilen lesen können, ist das ein ganz schlechtes Zeichen. Denn dann steht fest: Die Welt ist leider nicht untergegangen und alle Hoffnungen waren vergeblich. Es gibt weiterhin Finanzämter, Politessen, Nieselregen und FDP-Parteitage und nirgendwo steht ein Maya herum, den man für alles verantwortlich machen kann. Kurz gesagt: Der Weltuntergang wäre auch zu schön gewesen, als dass man ihn uns steuerzahlenden Wutbürgern gegönnt hätte. Unsere Dauerstrafe heißt damit weiter: Alltag und Politikerreden. Alle Anträge auf Gnadenerlasse sind hiermit abgelehnt! Rumms. Und die Mayas? Wenn wir von denen doch noch irgendwo ein paar treffen, schicken wir sie zur Strafe mindestens vier Wochen in die lehrerverarmte sächsische Mittelschule. Dann haben sie in 5112 Jahren wenigstens eine Ausrede, warum sie sich dauernd verrechnen.
WAS aber ist jetzt mit uns? Was sollen wir tun, wenn man sich nicht einmal auf das Ende der Welt verlassen kann? Ganz klar, dann muss sich die Menschheit weiter selber um ihre Katastrophen kümmern. Zum Glück leben wir aber in Sachsen, hier hat man das mit den Katastrophen bisher immer gut hinbekommen. Doch was, wenn sich unsere Politiker inzwischen übernommen haben? Landesbank? Bereits versenkt. Welterbetitel? Längst verschenkt. Die NPD im Landtag? Auch schon erledigt. Jetzt wird mir doch angst und bange. Sollte Sachsen sein Pulver verschossen haben? Reicht es künftig nicht mehr für ein paar neue Katastrophen? Wird bald alles gut? Das wäre schlecht.
WAS den Sachsen bleibt, ist deshalb nur ein kollektiver Hilferuf an die Mitglieder der schwarz-gelben Staatsregierung: Macht bitte 2013 genau so weiter wie bisher, nur dann gehen hier genügend Dinge den Bach herunter und kein Bürger ist noch länger traurig, dass der versprochene Weltuntergang ausgefallen ist. Kurz gesagt, wir brauchen wieder Katastrophen, die uns über die jetzt ausgebliebene hinwegtrösten. Gefragt ist deshalb neben völlig neuen Desaster-Programmen auch die bewährte alte Führungsschwäche. Also liebe Regierung, enttäuschen Sie uns nicht, wir zählen auf Sie. Gemeinsam schaffen wir alles, auch einen Weltuntergang.
Notfalls wählen wir sonst eine neue Regierungskoalition – aus Piraten, Grauen Panthern und Karl Nolle.
Schreck bekommen? Gut so.