Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung Löbau, 26.08.2000

Ist die Oberlausitz eine vergessene Region?

SPD-Landtagsfraktion informierte sich bei SPEKON
 
LÖBAU/OSTRITZ. Das beschauliche Kloster St. Marienthal bei Ostritz hatte sich der Arbeitskreis Wirtschaft, Infrastruktur und Umwelt der sächsischen SPD-Landtagsfraktion für eine Klausurtagung ausgesucht. In deren Rahmen besuchte es die Seifhennersdorfer Sächsische Spezialkonfektion GmbH Spekon.
Bei Spekon ist man derzeit gar nicht gut auf die Politik des Landes Sachsen zu sprechen, beklagt man mangelnde Unterstützung. "Wir fühlen uns vernachlässigt. Schlagzeilen machen immer nur die Unternehmen in den großen Ballungszentren", klagt Harald Wilhelm, Mitglied der Geschäftsleitung. Das Unternehmen, das unter anderem Isoliermatten für den Flugzeugbau, Fallschirme und Spezialkleidung herstellt, kann sich zwar derzeit über mangelnde Auslastung nicht beklagen. Schließlich wurden in der jüngeren Vergangenheit Jahresumsatzzahlen im Bereich von 23 bis 30 Millionen Mark erreicht. Bis zum Juni 2001 bietet beispielsweise ein Großauftrag der Bundeswehr den gegenwärtig 130 Mitarbeitern (etwa 75 Prozent davon sind Frauen) noch Arbeit genug. Für den Bau von Airbus-Flugzeugen hat man einen Auftrag erhalten, weitere Aufträge sind bereits unter Dach und Fach oder in Sicht. Doch diese Aufträge reichen nach Ansicht von Harald Wilhelm nicht aus, um die Zukunft des Unternehmens auf dem derzeitigen Stand zu sichern. "Wir werden die heutige Beschäftigtenzahl nicht halten können, wenn sich die Subventionspolitik nicht ändert." Schon jetzt werden Bekleidungs- und Ausrüstungsaufträge vollständig im Ausland produziert, Ähnliches droht bei der Fallschirmproduktion. Der Grund: "Preisdruck", so Wilhelm. "Wir würden gern mehr Leute beschäftigen, stoßen dabei jedoch immer wieder an Grenzen."
Harald Wilhelm kennt diese Grenzen genau. Eine ist das Problem, neue Aufträge zu aquirieren. "Dazu müssen wir vor allem ins Ausland. Doch die Kosten, die uns bei Messeteilnahmen in aller Welt entstehen würden, können wir oft nicht erwirtschaften."
Fördermittel, die es bis vor kurzem noch für solche Werbeauftritte gab, sind im neuen Haushaltsplan des Landes nicht mehr enthalten, wissen die SPD-Landtagsabgeordneten.Und das wollen sie ändern. "Dresden, Leipzig oder Chemnitz sind sicher wichtige Leuchttürme", so Karl Nolle, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Doch auch für entfernte (Nolle: "wir sprechen von vergessenen") Regionen müsse etwas getan werden.
(von Mario Sefrin)