Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 07.06.2001

Neue Narretei vom Hofe

Peter Rzepus´s Meinung
 
DRESDEN. Dass man die Erklärungen, Gutachten und Ausrechnungen von Mitgliedern des sächsischen Hofes nicht ernst nehmen kann, wissen wir seit Beginn der Affäre Biedenkopf. Ein besonderes Sahnestück sind die vom Finanzminister persönlich berechneten Nachzahlungen für den Ministerpräsidenten in Sachen Rundum-Service. Danach muss sich ein wackerer sächsischer Landmann ja glatt als Beutelschneider vorkommen, wenn er arglos „Ferien auf dem Bauernhof" zu üblichen Konditionen anbietet.

Aber die Narren-Fraktion des Hofstaates hat noch bessere Nummern drauf. Zum Beispiel die gebetsmühlenhafte Wiederholung einer Untersuchung von 1994, wonach eine andere Bleibe als das Gästehaus für Biedenkopf aus Kostengründen ausscheide. Dass allein seit dieser als Rechtfertigung verbreiteten Erkenntnis nur fürs Personal über zwei Millionen Mark Steuergeld durch den Schornstein gejagt wurden, bleibt dabei natürlich unberücksichtigt.

Und plötzlich geht es doch. Und zwar ganz schnell. In nur 24 Stunden bestätigte die Staatskanzlei einen zuvor selbstverständlich dementierten Bericht der Morgenpost, wonach Biedenkopf nun rasch aus dem Gästehaus aus- und in Radebeul einzieht. In drei Tagen von Besichtigung bis Entscheidung gelingt jetzt, was zuvor jahrelang amtlich unmöglich war. Noch Fragen?

Stört nur der böse „stern" mit einer Auflistung unbezahlter Biko-Flüge mit, seinem Paunsdorf-Freund Barth das idyllische Gesamtbild. Ist aber kein Problem, verkünden die Narren nach bewährtem Strickmuster, denn „die Flieger wären sowieso geflogen". Bei dieser Logik bimmeln doch die Schellen an den Narrenkappen vor Entzücken: Das gilt auch für Lufthansa, KLM, Sabena ... Also auf in die Jets - und ab in den Urlaub. Zum Teufel mit den teuren Tickets!
(Peter Rzepus)