Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 12.05.2001

"Wir lassen unsere Stadt nicht schlecht reden"

CDU-Amtsinhaber Herbert Wagner wirbt auf 6 000 Plakaten mit Erfolg und Ehrlichkeit
 
DRESDEN. Dresden braucht keinen Kurswechsel, sondern Kontinuität, meint OB-Kandidat Herbert Wagner (CDU). Heute startet der Amtsinhaber an der Seite von Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) seinen 250 000-Mark-Wahlkampf.

Mitternacht schwärmten die Klebetrupps der Jungen Union aus. Seit Sonnabend, 0 Uhr dürfen Dresdens OB-Kandidaten kostenlos werben. Zeitiges Kommen sichert die Plätze. Und wenn CDU-Amtsinhaber Herbert Wagner am Wochenende mit dem Wahlkampf beginnt, soll sein Gesicht flächendeckend von Bäumen und Lichtmasten grüßen.

6 000 Plakate ließ der Titelverteidiger drucken. In kräftigem Blau. „Das hat was Erfrischendes“, sagt er. Zentrale Botschaft: Mit Wagner geht's in Dresden ehrlich und erfolgreich weiter. Die Stadt brauche keinen Kurswechsel, sondern Kontinuität. CDU-Kreischef Dieter Reinfried ist überzeugt, dass das Signal beim Wähler ankommt. „Wir sind die einzige Partei, die ohne Taktieren und Hinhalten einen eigenen Kandidaten präsentiert", sagt er. Es sei substanzlos, wenn die Oppositionsparteien nur das Band „Wagner muss weg" verbinde.

Mit drei Ministerpräsidenten und Bundes-CDU-Chefin Angela Merkel im Rücken will der Amtsinhaber auf diversen Großkundgebungen sein Programm für die nächsten sieben Jahre vorstellen. Es knüpft an die viel zitierte Erfolgsstory vorn Saxicon Valley, dem schwimmenden Lachs in der Elbe und dem erschaffenen Mieterparadies an. „Meine Ziele sind ehrgeiziger geworden", sagt Wagner. „Ich möchte Dresden wirtschaftlich unter die Top 10 der deutschen Großstädte bringen." Das sei möglich, indem man auf die Biotechnologie setze.

Kurios: Das übrige Wagner-Programm ähnelt in vielen Punkten den Versprechen von Herausforderer Ingolf Roßberg (FDP). Beide wollen Kunst und Kultur fördern, Straßen, Schulen und Sportanlagen sanieren, die lnnenstadt entwickeln und für ein bürgernahes Rathaus sorgen. „Bei den Schulen konnten wir unsere Hausaufgaben nicht machen, weil es so wenig Fördermittel gab“, erklärt der OB. Er habe sich beim Land aber schon für ein Förderprogramm stark gemacht, da hätte die Opposition noch gar nicht an das Thema gedacht. Auch dass Wagner auf Plakaten ein Herz für die Jugend entdeckt, ist für ihn trotz Rotstift-Diskussion bei freien Trägern kein Widerspruch. Zur Jugend gehört mehr", sagt er. Allein für Hilfen zur Erziehung gebe die Stadt dieses Jahr 56 Millionen Mark aus.

Dass die versprochene Waldschlösschenbrücke noch nicht steht, ist nach Meinung des Amtsinhabers den Querelen mit der Opposition geschuldet. „Ich musste viele Schlüsselentscheidungen gegen starken Widerstand durchsetzen", sagt er. Dabei sei er mit seiner oft kritisierten ausgleichenden Art besser gefahren, als wenn er mit der Faust auf den Tisch gehauen hätte.

Während Wagner im Wahlkampf seine Vorzüge preisen will, schießt sich die Junge Union auf Gegner Roßberg ein. „Wir haben viele interessante Fakten über seine bisherigen Leistungen zusammengetragen", sagt Chef Christian Hartmann. Ein CDU-Nachwuchs-Team wird Wagner in T-Shirts und blauen Basecaps begleiten und für den nötigen Esprit sorgen. Motto: „Dresden macht Laune! Wir lassen unsere Stadt nicht schlecht reden."

Auch bei Wagners Internet-Auftritt mischt die CDU-Jugend mit. In einem virtuellen Wahlkampf-Tagebuch soll man die Gedanken des Amtsinhabers zum Tag nachlesen und zu bestimmten Zeiten mit ihm kommunizieren können.

Mit 250 000 Mark gibt der OB für seinen Wahlkampf mit Abstand das meiste aus. Zwar stand ihm 1999 das Doppelte zur Verfügung. „Doch angesichts der Partei-Spendenaffäre fließen die Gelder nicht mehr so üppig", sagt CDU-Chef Reinfried. Die Agentur Heimrich und Hannot soll's mit professionellen Aktionen richten. Wagner: „Ich bin guter Hoffnung, dass mir die Mehrheit der Wähler schon im ersten Wahlgang das Vertrauen schenkt."
(Karin Saft)