Karl Nolle, MdL
Freie Presse, 10.08.2001
Flath und Milbradt eröffnen Kampf um CDU-Vorsitz
Früherer Finanzminister will Sportfunktionär Winkler als Generalsekretär
DRESDEN. Steffen Flath und Georg Milbradt werden am 15. September in Glauchau für den Parteivorsitz der sächsischen CDU kandidieren. Der Landwirtschaftsminister und der frühere Finanzminister erklärten am Donnerstag, sie wollten die Nachfolge des amtierenden Parteichefs Fritz Hähle antreten. Hähle hatte bereits für den Fall einer Bewerbung von Flath seinen Verzicht erklärt und ihm Unterstützung zugesagt. Mit Hermann Winkler präsentierte Milbradt für den Fall seiner Wahl den künftigen Generalsekretär der Partei. Der 38jährige Winkler leitet seit 1998 den Landessportbund Sachsen und will sich um dieses Präsidentenamt in diesem Jahr erneut bewerben.
Größere Geschlossenheit und besseren Umgang miteinander stellte Flath als wichtigste interne Aufgabe heraus. Mit einer familien- und unternehmensfreundlichen Politik will er der Angst im Lande vor der wirtschaftlichen Zukunft begegnen. Flath trat dem Vorwurf entgegen, die CDU sei programmatisch nicht den künftigen Herausforderungen gewachsen. Als Beispiel nannte er das so genannte „Zukunftspapier“ der Partei. Kein CDU-Landesverband sei so erfolgreich gewesen wie der sächsische, sagte Flath. Jetzt gelte es, die vier bei der letzten Bundestagswahl verlorenen Wahlkreise zurückzuerobern. Mit Fingerspitzengefühl wolle er die Konflikte in der Partei lösen und gemeinsam mit Ministerpräsident Biedenkopf den Generationswechsel fortsetzen. Er habe sich nicht aufgedrängt, sondern sei von vielen Kreisverbänden zur Kandidatur aufgefordert worden, erklärte Flath.
In einem Thesenpapier unter dem Titel „Aufbruch statt Routine“ schreibt Milbradt es der „herausragenden Rolle unseres Ministerpräsidenten“ zu, dass die CDU nicht eine ähnliche Entwicklung wie in anderen ostdeutschen Ländern und Berlin genommen habe. Man dürfe aber nicht übersehen, dass die große Zustimmung der Bevölkerung zu Biedenkopf nicht im gleichen Maße auch der CDU in Sachsen gelte. „Im Wettbewerb um Ideen und Köpfe benötigen wir eine moderne, offene Union, die mutig Aufgaben angeht.“ Milbradt plädierte für einen vernünftigen Sachdialog und will im Fall seines Wahlsieges Flath, mit dem ihn ein gutes Verhältnis verbinde, den Vizeposten anbieten. Eine demokratische Entscheidung müsse auch Biedenkopf akzeptieren und mit ihm als Parteichef loyal zusammenarbeiten, forderte der Ex-Finanzminister.
(Von Hubert Kemper)