Karl Nolle, MdL
Sächsische Zeitung, 20.09.1999
Jubel bei CDU und PDS
Andere Parteien bedrückt über ihr Abschneiden / Wahlbeteiligung bei 65 Prozent
DRESDEN. In Dresden stimmten 55,64 Prozent der Wähler für die CDU, 24,20 für die PDS und 8,36 Prozent für die SPD. Die Grünen erreichten in der Stadt 5,39 Prozent. Pro DM kam auf 1,88 und die NPD auf 1,05 Prozent. Alle anderen Parteien blieben unter einem Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 65,19 Prozent. Das sind knapp fünf Prozent mehr als '94.
Sichtlich gut gelaunt schüttelte Oberbürgermeister Herbert Wagner im Dresdner Rathaus die Hände. "Dass wir über 50 Prozent kommen, war klar, aber das ist ein besonders gutes Ergebnis", freute er sich. Drei Dinge seien ausschlaggebend: Das Vertrauen der Sachsen in die Politik der CDU und ihre Ergebnisse in den zurückliegenden neun Jahren. Zweitens sei der Ministerpräsident Kurt Biedenkopf persönlich gewählt worden. Und drittens sieht Wagner in den Wahlergebnissen einen Denkzettel für die gegenwärtige Politik der Regierungskoalition.
Ergebnis der SPD schlecht für die Demokratie
"Das Absacken der SPD ist für mich mehr als nur ein Wermutstropfen. Der wachsende Zulauf für eine Partei, die zum dritten Mal in der deutschen Geschichte den Sozialismus versucht, macht mir große Sorgen", sagt OB Wagner und findet nette Worte für SPD-Landeschef Karl-Heinz Kunckel. "An ihm lag es nicht." Bedrückte Stimmung hingegen bei der SPD. Geplatzt sind die Träume von Stadtratsfraktionschef Albrecht Leonhardt in den Landtag einzuziehen. "Wenn wir nicht aufpassen, bekommen wir künftig noch mehr solche Ergebnisse auf FDP-Niveau", warnte er. Durch seinen sechsten Listenplatz hat hingegen Druckerei-Unternehmer Karl Nolle den Einzug geschafft. Im PDS-Haus der Begegnungen gab es allen Grund zum Jubeln. "Wir haben auf 20 Prozent gehofft, dass es sogar 24 Prozent sind, ist Spitze", sagt Stadtratsfraktionschef Ronald Weckesser. Als Spitzenkandidat im Wahlkreis 44 lag er sogar noch rund zehn Prozent über dem Ergebnis seiner Partei. In einigen Stimmlokalen hatte er kurzzeitig ein besseres Ergebnis als die CDU-Bewerberin Friederike de Haas erzielt. Erleichtert waren die PDS-Anhänger darüber, dass die CDU im Landesmaßstab die Zwei-Drittel-Mehrheit doch noch verfehlt hat.
Grüne deutlich über dem Landesergebnis
Enttäuschung über das Wahldebakel bei den Grünen im Umweltzentrum. "Es ist unpopulär, die Wahrheit zu sagen", versucht Klaus Gaber, Spitzenkandidat im Wahlkreis 45, eine Erklärung. Als Pfarrerssohn hält er es mit dem Bibelzitat vom Salz der Erde. "Nur in hoher Konzentration wird es nicht gemocht." Dennoch liege das Dresdner Ergebnis für die Grünen weit über dem Landestrend, das gebe Zuversicht. Auch sein Parteifreund Stefan Schönfelder will sich nicht entmutigen lassen. "Ich werde mich politisch weiter einbringen", sagt er. Bei so einem katastrophalen Wahlergebnis sollte der gesamte FDP-Landesvorstand zurücktreten, fordert FDP-Stadtrat Jan Mücke. Nur etwas mehr als 2 000 Wähler in Dresden hatten sich für die FDP entschieden.
(von Bettina Klemm und Harald Eichhorn)