Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 15.10.2001

Irren ist menschlich - errare humanum est

DRESDNER DEPESCHE, Notizen aus der Landeshauptstadt von Sven Heitkamp
 
Errare humanum est - Irren ist menschlich. Gerade bei lateinischen Sprichwörtern schleicht sich schnell mal ein Fehler ein. „In dubeo pro reo" verlangte vergangene Woche die Staatskanzlei - im Zweifel für den Angeklagten. Gemeint war Ministerpräsident Kurt Biedenkopf, dem der SPD-Abgeordnete Karl Nolle vorwarf, seine Steuern nicht in Sachsen, sondern in Düsseldorf zu zahlen. Korrekt geschrieben muss es allerdings heißen: In dubio pro reo". Die Staatskanzlei wollte die dubiose Panne nicht auf sich sitzen lassen und schickte eigens eine Korrektur mit der richtigen Schreibweise. Abgeordneter Karl Nolle nutzte den Fauxpas für eine kleine, bösartige Erwiderung: Vor allem heiße es nicht „In dubio pro rege": Im Zweifel für den König.

Nach dem Motto „Unser Dorf soll schöner werden" stellte Landwirtschaftsminister Steffen Flath - rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse - ein tolles neues Werk vor: Das Sächsische Land-Farbenbuch. In bunten Bildern wird auf 150 Seiten dargestellt, wie sich mit einigen Pinselstrichen mehr Landidylle herstellen lässt. „Farbe ist eines unserer elementaren Lebensmittel", heißt es im gut gemeinten Vorwort. Das Buch soll zugleich dramatische Fehlfarbkombinationen verhindern helfen, damit Besuchern sächsischer Dörfer nicht gleich das Auge tränt, weil stolze Hausbesitzer meinen, grün und rosa sei eine tolle Zusammenstellung. Der Minister hofft nun auf reißenden Absatz der 12.000 Exemplare. Flath: „Das Buch ist ein ideales Weihnachtsgeschenk."

Dass Abgeordnete Diäten beziehen, ist eine sprachliche Verwirrung, die schon oft zu Unmut reizte. Sächsische Parlamentarier werden jetzt allerdings unfreiwillig auf Diät gesetzt. Der Betreiber der Landtagskantine hat angekündigt, seinen Service zum Monatsende einzustellen, weil er da mit nur Miese macht. Er will mehr Geld, ansonsten bleibt die Küche kalt. „Müssen unsere Politiker bald am Hungertuch nagen?" sorgte sich bereits die Morgenpost um die Abgeordneten. So schlimm wird es schon nicht werden - bei einer satten Diät von 7.712 Mark im Monat.

Vier PDS-Abgeordneten ist diese Form der Hungerkur ohnehin zu viel. Sie verzichten freiwillig auf den Betrag der letzten Diätenerhöhung seit Frühjahr, 2000. Statt dessen zahlt jeder von ihnen monatlich rund 400 Mark in einen Fonds für soziale, ökologische und kulturelle Projekte. Weil die Vier aber Spaß verstehen, haben sie jetzt außerdem einen „Quer-Topf' genannten Preis ausgelobt, der erstmals am Faschingsdienstag an Personen vergeben werden soll, die sich „um die subversive Idee des Fasching, die Umkehrung von Hierarchien", verdient gemacht haben. Für den ersten Preis gibt's 1.704,3 Euro - oder 11.111,11 Mark der DDR. Eine Umkehr zur alten Hierarchie ist damit allerdings hoffentlich nicht gemeint.