Karl Nolle, MdL

BILD - Zeitung Dresden, 11.12.2001

Rabatt-Biko feilschte um Geschenkpapier

Was Rabatt-Biko bei IKEA und anderswo sparte...
 
DRESDEN. Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (71) und sein Rabatt bei IKEA. 15 Prozent bekam „Biko“, obwohl der Möbel-Riese eigentlich niemandem Preisnachlässe gewährt.

Seit gestern ist nun auch bekannt, um welche Dinge es beim minutenlangen Feilschen an der IKEA-Kasse ging: unter anderem um Geschenkpapier, Kerzen, Weihnachtskränze und Schleifen. Das bestätigte gestern Vize-Regierungssprecher Hartmut Häckel.

Was die sorgsamen Biedenkopfs in den letzten Jahren so alles zusammensparten:

Ist das nur Sparsamkeit oder was? Das fragt sich Deutschland, seit herauskam, dass Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf und Gattin Ingrid bei IKEA 15 Prozent Rabatt forderten und bekamen. Obwohl IKEA nie Rabatte gewährt. Und was kauften sie?

Vize-Regierungssprecher Hartmut Häckel: „Kerzen, Geschenkpapier, Weihnachtsstern, -kränze und Geschenk-Schleifen gekauft.“ Um Spenden „schön verpacken“ zu können. Häckel: „Die gehen an den Verein Notsäckel, der Obdachlosen hilft.“ Zum 880-Mark-Einkauf gehörte aber auch Mobiliar (Biedenkopfs ziehen gerade nach Radebeul). Und was? Kein Kommentar. „Die 132 Mark Rabatt werden gespendet.“

Wie Biedenkopfs sparen? SPD MdL Karl Nolle (56) hat mal eine Liste gemacht...

- 10 Jahre billig wohnen in der Staatsvilla am Elbhang. Dienstboten, Gärtner und Koch inklusive. Laut Rechnungshof kostet der Dienstboten-Rabatt den Steuerzahler bis zu 500 000 DM...

- Seit 10 Jahren lassen Biedenkopfs ihre Chiemsee-Villa durchs Innenministerium kostenlos rund um die Uhr bewachen. Auch wenn sie fast nie da sind. 4 bis 6 Millionen Mark.

- Ingrid Biedenkopf nutzte Limousinen des Freistaates und Personenschützer zur Abholung ihrer Enkel aus dem Kindergarten. Sie fährt damit zur Fusspflege, lässt mit Dienstwagen Mittagessen aus der Kantine der Staatskanzlei holen, usw.

- Spendabel auch Innenminister Klaus Hardraht (59). Ingrid Biedenkopf hat auf die geforderten 22 000 DM für die Privat-Nutzung der Dienstwagen einen Rabatt von ca. 20 000 DM bekommen. So hat sie für sieben Jahre Nutzung am Ende nur 1 700 Mark zu zahlen.

- Gemälde, Silberleuchter, Standuhren etc. aus der Gästevilla des Freistaates im Wert von 150 000 DM. Und da herrscht Verwirrung: Was gehört den Biedenkopfs privat sowieso, was haben sie davon gekauft, was wollen sie noch kaufen?

Regierungssprecher Michael Sagurna (45): „Bisher haben sie nur einen alten Gefrierschrank gekauft...“ Die Sachen seien zuvor anderen Ministerien angeboten worden. „Niemand wollte sie.“

Innenminister Hardraht zu BILD: „Das hör ich zum ersten Mal.“
(Andreas Harlass und Dieter Schlüter)