Karl Nolle, MdL
DNN, 20.09.1999
Der Wahltag in der Landeshauptstadt - So wählten die Dresdner
OB Wagner: Große Verantwortung für CDU / FDP-Fraktionschef: Landesvorstand soll zurü
SACHSEN. "Alles ruhig", konnte Stadtwahlleiter Wolf-Dieter Müller (CDU) kurz nach Schließung der Wahllokale vermelden. "Keine besonderen Vorkommnisse." Ebenso ruhig verlief der Wahlabend im Dresdner Rathaus: Nur knapp 30 Bürger wollten die ersten Hochrechnungen live im Plenarsaal miterleben - so wenige, wie kaum an einem Wahlabend zuvor. Gefeiert wurde offensichtlich in den Parteizentralen - jedenfalls in denen, die etwas zu feiern hatten.
OB Herbert Wagner (CDU) eilte kurz nach dem triumphalen Einzug von Ministerpräsidenten-Ehepaar Biedenkopf in den Landtag wieder in "sein" Rathaus zurück. "Jetzt haben wir auch im Land stabile Rahmenbedingungen und Berechenbarkeit für die nächsten fünf Jahre." Für die CDU sei dies eine "sehr große Verantwortung". Als "äußerst bitter" wertete er das starke Abschneiden der PDS im Vergleich zur SPD.
Von Sozialdemokraten im Rathaus keine Spur. SPD-Fraktionschef Albrecht Leonhardt, von der Partei nur auf Listenplatz 20 gesetzt, verfehlte klar den Einzug in das Sachsen-Parlament - und ward an diesem Abend nicht mehr gesehen. "Biedenkopf hat als Übervater-Figur offensichtlich viel gebracht", zeigte sich der alt-sozialdemokratische Wirtschaftsbürgermeister Rolf Wolgast, im legeren roten Strickpulli, enttäuscht. Ähnlich wie sein Dezernenten-Kollege Klaus Gaber (Bündnis90/Grüne), der auf mindestens drei Prozent gehofft hatte. "Rot-Grüne hat es nicht geschafft, ihre Politik richtig rüberzubringen. Die Wähler haben uns abgestraft."
FDP/DSU-Fraktionschef Jan Mücke sprach von einem "katastrophalen Ergebnis" für die Liberalen. "Der Landesvorstand muss zurücktreten", forderte der Jungpolitiker. "Ich bin gespannt, wie Guido sich da rausredet", wartete Mücke auf die erste Reaktion seines Bundespartei-Chefs Westerwelle.
DRESDNER WAHLKREIS 42
Zum Wahlkreis 42 gehörten die Dresdner Stadtteile Cotta, Löbtau und Gorbitz. Hier gibt es 52761 Wahlberechtigte. Zur Wahl standen Lars Rohwer (CDU), Ralf Müller (SPD), Cornelia Ernst (PDS), Anne-Katrin Olbrich (Bündnisgrüne), Erna Koritz (FDP), Peter Berauer (DSU), Hermann Grunert, (NPD) sowie Jürgen Ehlig (REP).
Rohwer gewinnt
Vaatz-Nachfolge
Lars Rohwer
CDU, 51,9 %
Hinter Lars Rohwer, der nun den platz von Arnold Vaatz einnimmt, kamen Cornelia Ernst (PDS) auf 25,9 Prozent, Ralf Müller (SPD) 10,6 Prozent Anne-Katrin Olbricht (B90) auf 5,5 Prozent und Erna Koritz auf 1,3 Prozent.
DRESDNER WAHLKREIS 43
Zum Wahlkreis 43 gehöten die Dresdner Stadtteile Pieschen und Klotzsche mit insgesamt 53060 Wahlberechtigten. Zur Wahl standen hier Helmut Münch (CDU), Marlies Volkmer (SPD), Eva Jähnigen (Grüne), Michael Schrader (PDS), André Friedrich (FDP), Jürgen Schwarz (DSU), Ingo Großmann (NPD) sowie Jens Baur (REP).
Helmut Münch holt Wahlkreis 43
Helmut Münch
CDU, 51,3 %
Hinter Helmut Münch folgten im Wahlkreis 43 Michael Schrader (PDS) mit 24,5 Prozent, Marlies Volkmer (SPD) mit 11,7 Prozent, Eva Jähnigen (Grüne) mit 6,8 Prozent und Jürgen Schwarz (DSU) mit 1,7 Prozent.
DRESDNER WAHLKREIS 44
Im zentralen Dresdner Wahlkreis 44, der die Alt- und Neustadt umfasst, gibt es 61467 Wahlberechtigte. Hier traten Friederike de Haas (CDU), René Vits (SPD), Stefan Schönfelder (Grüne), Ronald Weckesser (PDS) und Holger Zastrow (FDP) an sowie Gundula Stange (Forum), Hans Kromer (Einzelvorschlag), Wolfgang Schwarz (REP).
Friederike de Haas vor Weckesser
Friederike de Haas
CDU/45,0 %
Friederike de Haas hat 45 Prozent der Stimmen im Wahlkreis 44 eingefahren (vorl. Endergebnis). Roland Weckesser (PDS) holte 32,2 Prozent, René Vits (SPD) 11,2 Prozent, Stefan Schönfelder (Grüne) 6,9 Prozent.
DRESDNER WAHLKREIS 45
In dem 108 Quadratkilometer großen Wahlkreis 45 mit den Dresdner Stadtteilen Loschwitz, Leuben, Prohlis und Bannewitz gibt es 72578 Wahlberechtigte. Hier traten Albrecht Leonhardt (SPD),Erich Iltgen (CDU), Katja Kipping (SED), Klaus Gaber (Grüne), und Hans-Georg Menzer (FDP) an sowie Karin Ulrike Lenk (Graue), Ottokar Schimkat (REP).
Beachtliches Ergebnis für Kipping
Erich Iltgen
CDU, 55,2%
Katja Kipping (PDS) erzielte nach Iltgen das zweitbeste Ergebnis mit 22,4 Prozent, Albrecht Leonhardt (SPD) holte 11,4, Klaus Gaber (B90) 6,4, Hans Georg Menzer (FDP) 1,3 Prozent.
DRESDNER WAHLKREIS 46
Zum 14,8 Quadratkilometern großen Dresdner Wahlkreis gehören Blasewitz und Striesen. Hier gibt es 60421 Wahlberechtigte. Angetreten waren Steffen Heitmann (CDU), Karl Nolle (SPD), Karl-Heinz Gerstenberg (Grüne), Gunhild Lattmann-Kretschmer (PDS), Torsten Herbst (FDP). Hier stellte keine weitere Partei einen Direktkandidaten.
Nolle abgeschlagen hinter CDU und PDS
Steffen Heitmann
CDU, 53,4%
Nach Steffen Heitmann (CDU) 53,4 (vorl. Endergebnis) folgten Gunild Lattmann-Kretschmer (PDS) 25,9, Karl Nolle (SPD) 11,3 Prozent, Karl-Heinz Gerstenberg (Grüne) 7,5 und Torsten Herbst (FDP) 1,9 Prozent.
DRESDNER WAHLKREIS 47
In dem 23,5 Quadratkilometer großen Wahlkreis mit den Dresdner Stadtteilen Südvorstadt, Strehlen, Leubnitz und Räcknitz gibt es 62510 Wahlberechtigte. Zur Wahl standen Andreas Lämmel (CDU), Harald Baumann-Hasske (SPD), Barbara Lässig (PDS), Christiane Seewald (Grüne), Volker Zeppernick (FDP) sowie Hans-Jürgen Hempel (Forum).
Lämmel klar vor PDS-Herausfordererin
Andreas Lämmel
CDU/55,1 %
Hinter Andreas Lämmel (CDU) landeten Barbara Lässig (PDS) mit 30,3 Prozent, Harald Baumann-Hasske (SPD) 10,3, Christiane Seewald (Grüne) 6,19, Volker Zeppernick (FDP), 1,9 Prozent.
Strafen damals und heute
(von MANFRED G. STÜTING)
Als Nachrückerin für Christine Ostrowski hat sich die PDS-Nachwuchsfrau Cornelia Ernst während ihrer elf Monate im Landtag in die Reihen jener Abgeordneten eingefügt, denen quer durch die Fraktionen die Fähigkeit zum selbstständigen Denken zuerkannt werden. Nun hat sie mit der Idee für Aufsehen gesorgt, ein Museum für die Emanzipation der Frau einzurichten. Einem Kollegen fiel auch spontan der Standort ein: der Keller der Burg Stolpen. Dorthin hatte August der Starke seine Geliebte Caroline Cosel wegen allzu großer Eigenmächtigkeiten verbannt. Und dort starb sie nach fast 50 Jahren.
*
Das Aufgebot war beachtlich: zwei Minister, der Generalstaatsanwalt, die beiden obersten Polizisten des Freistaates und ein Abteilungsleiter aus dem Justizministerium saßen auf dem Podium, um Journalisten drei Tage vor der Wahl eine Vereinbarung zwischen Staatsanwaltschaft und Polizei zu erläutern, wie man künftig Ersttätern die Lust am Klauen aus Ladentheken verleiden will. Kern der Sache: "Klein fängt es an - groß endet es." Bleibt die Frage, warum sich von Amts wegen zur parteipolitischen Neutralität verpflichtete hohe Beamte für eine solche Wahlkampf-Show ihrer Minister hergaben. Dazu ein Zitat: "Wir haben 20 Abgeordnete und zehn Mitarbeiter. Den CDU-Abgeordneten und der Regierung aber stehen 2500 Staatsbedienstete zur Verfügung, so simpel ist das", klagte ein SPD-Mann im Wahlkampf.
So einfach ist es natürlich nicht. Denn erstens gibt es unter den 2500 auch Sozialdemokraten und PDS-Mitglieder, zweitens aber sollte das Parteibuch bei ihrer Arbeit ohnehin keine Rolle spielen. Das Aufgabenfeld ist von Recht und Gesetz eingegrenzt. Schon mancher hochfliegende Minister-Plan scheiterte am Einspruch der Mitarbeiter im eigenen Haus. Richtig ist allerdings, dass eine Regierungspartei auf Grund ihrer Nähe zu den Ministern leichter an "Herrschaftswissen" herankommt als eine kleine Oppositionsfraktion. Aber auch das hat in der Vergangenheit Regierungen nicht vor der Abwahl bewahrt.
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