Karl Nolle, MdL

BILD am Sonntag - Dresden, 16.12.2001

IKEA-Chef belastet Biedenkopf

Hat Biedenkopf, sein Kabinett belogen?
 
Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf gerät wegen seiner Rabatt-Feilscherei bei IKEA in Dresden immer mehr in Bedrängnis. Vor seinem Kabinett behauptete „König Kurt“: Der Preisnachlass war mit der Geschäftsführung vorher abgesprochen. Doch Dresdens IKEA-Chef Dieter Gilsbach weist dies zurück. Gilsbach zu BamS: „Ich habe nie mit Herrn Biedenkopf über Rabatte gesprochen. Er hätte auch keine bekommen, wenn er danach gefragt hätte.“ Hat Biedenkopf sein Kabinett belogen?

Neuer Wirbel um den Einkauf von Sachsens CDU-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (71) und seiner Frau Ingrid (70) im Möbelhaus IKEA: Jetzt geht es darum, ob der Regierungschef vor seinem Kabinett die Unwahrheit gesagt hat!

Biedenkopf geriet massiv unter Druck, weil er in der Dresdner IKEA-Niederlassung auf Rabatt gedrängt hatte. Nach längerem Feilschen bekam der Ministerpräsident 15 Prozent Preisnachlass - und sparte 132 Mark (BamS berichtete). Vor seinen Ministern und der CDU-Landtagsfraktion rechtfertigte sich Biedenkopf am Mittwoch mit den Worten: „Ich habe im Vorfeld meines Einkaufs mit der IKEA-Geschäftsführung die Rabatte abgesprochen." Dass Biedenkopf dies gesagt hat, bestätigt Sachsens CDU-Generalsekretär Hermann Winkler: „Ich habe es selbst gehört."

Jetzt weist der Dresdner IKEA-Geschäftsführer Dieter Gilsbach die Behauptung des Ministerpräsidenten empört zurück. „Ich habe nie mit Herrn Biedenkopf über Rabatte gesprochen", sagte Gilsbach BILD am SONNTAG. „Er hätte auch keine bekommen, wenn er danach gefragt hätte." Preisnachlass wird in dem Möbelhaus, das für günstige Angebote bekannt ist, generell nicht gewährt.
Gilsbach schließt auch aus, dass Biedenkopf den Preisnachlass an anderer Stelle vereinbart hat: „Ich wüsste, wenn Herr Biedenkopf sich bei der IKEA-Deutschland-Zentrale nach Rabatten erkundigt hätte. Dies ist definitiv nicht der Fall."

Der Geschäftsleiter schildert den Einkauf der Biedenkopfs so: „Sie traten an der Kasse sehr forsch auf. Zwei riesige Bodyguards haben das Personal zusätzlich beeindruckt. Das hat wohl dazu geführt, dass es sich zu dem Rabatt überreden ließ." Gilsbach hielt sich bewusst von dem prominenten Ehepaar fern: „Ich habe Familie Biedenkopf mit ihrem vollen Einkaufswagen gesehen. Ich bin extra nicht hingegangen. Er ist für mich Kunde wie alle anderen auch."
Inzwischen kommen immer mehr Details über die ausgesprochene Sparsamkeit des Ministerpräsidenten-Paares heraus. So kaufte Ingrid Biedenkopf jahrelang mit einer „Mitarbeiterkarte" im Dresdner Karstadt ein (und erhielt bis zu 15 Rabatt, je nach Warengruppe). Der Nachrichtenagentur AP sagte Frau Biedenkopf, die dadurch erzielten Vorteile kämen ausschließlich sozialen Zwecken zugute. Für den bei IKEA ausgehandelten Preisnachlass habe sie ein Babydaunenbett für die „Babyklappe KALEB e. V" in Dresden gespendet.

Ministerpräsident Biedenkopf ist politisch schwer angeschlagen. Offen fordern Parteifreunde seinen Rücktritt. Sachsens CDU-Generalsekretär Winkler zu BamS: „Herr Biedenkopf sollte zurücktreten. Ich habe keine Lust, im Bundestagswahlkampf statt über gescheiterte rot-grüne Politik mit den Leuten über Biedenkopfs Rabatte zu diskutieren."
(Andreas Harlass)