Karl Nolle, MdL
Bild Dresden, 06.10.2000
SPD wählte ihren Kandidaten
Nolle: "Das ändere ich, wenn ich Dresdner OB bin"
DRESDEN. Ein erfolgreicher Druckerei-Unternehmer mit 61 Angestellten, Freund von Kanzler Schröder – und bald unser neuer Oberbürgermeister? Karl Nolle (55) tritt nächsten Juni für die SPD gegen den bisherigen Oberbürgermeister Herbert Wagner (52, CDU) an. In BILD verriet er, was er in Dresden ändern will.
„Nicht mehr eiskalte Haushaltsdebatten sollen die Rathaus-Politik bestimmen, sondern der Mensch muss wieder in den Mittelpunkt rücken“, sagt er zuerst. „Wir müssen verstärkt in Kultur, Bildung und Sozialeinrichtungen investieren.“
Denn: „Die Kultur ist Dresdens stärkstes Kapital. Warum ist den VW hierher gekommen?“ Und: „In einer Zeit, wo wir immer mehr rechtsradikale Tendenzen erleben, können wir nicht den Jugendprojekten den Geldhahn abdrehen.“ Derzeit seien über 50 Jugendvereine gefährdet.
Hart geht Nolle mit Amtsinhaber Wagner ins Gericht: „Er hat kein Konzept und kann sich nicht entscheiden. So bleiben viele Projekte seit Jahren liegen!“ Beispiel: Der Verkehr. „Dresden hat ein Verkehrskonzept, aber Wagner als der oberste Verantwortliche setzt es nicht um. Der ewige Stau in der Stadt kann keinem länger zugemutet werden. Anstatt die besten Computer für die grüne Welle anzuschaffen, wird nur geredet.“
Im Wahlkampf hofft Nolle auf die Unterstützung anderer Parteien: „Wir arbeiten an einem breiten Bündnis, zu dem auch die PDS gehören soll. Alle, die gegen Wagner sind, wissen, dass wir es nur gemeinsam schaffen.“ Nolle berichtet von vielen Anrufen, nachdem man ihm zum OB-Kandidaten ernannt hat: „Viele Uni-Professoren und Künstler meldeten sich, boten ihre Hilfe an.“
Jugendfreund und Bundeskanzler Gerhard Schröder (55, SPD) schrieb: „Ich gratuliere Dir aus alter freundschaftlicher Verbundenheit.“ Und Sachsens SPD-Chefin Constanze Krehl (43) meinte: „Wer gedacht hat, die SPD würde ein Leichtgewicht ins Rennen schicken, hat sich geirrt!“ Da hat sie auf jeden Fall recht – Nolle wiegt über 100 Kilo...
(von Rolf Neumann)