Karl Nolle, MdL
DNN, 06.11.2000
PDS-Klartext an SPD - Nicht mit Nolle in OB-Wahl
Falls Bündnis scheitert, soll Ostrowski antreten
DRESDEN. Die Dresdner PDS lehnt es endgültig ab, in einem Parteienbündnis den SPD-Mann Karl Nolle als Oberbürgermeisterkandidaten zu unterstützen. Vergesst Nolle und lasst uns neu verhandeln, lautet inhaltlich die Botschaft an die SPD, mit der PDS-Stadtratsfraktion und Parteivorstand aus ihrer Klausurtagung am Sonnabend zurückkehrten. Auch die Grünen halten Nolle derzeit nicht für akzeptabel, machen die Tür aber nicht ganz zu: Nolle soll weiter die Chance haben, seine Qualitäten zu zeigen.
Eingeschaltet hat sich jetzt der Vize-Bundeschef der PDS, Peter Porsch: "Die Dresdner SPD sollte ihre De-facto-Nominierung von Karl Nolle zurückziehen, um damit den Weg frei zu machen für die gemeinsame Suche von PDS, SPD und Grünen nach einem geeigneten gemeinsamen Kandidaten." Inoffizielle Gespräche über ein Wahlbündnis der drei Parteien laufen bereits seit einem Jahr.
Karl Nolle stellte als Reaktion die generelle Bündnisbereitschaft von PDS und Grünen in Frage. Von Nolle abzurücken, schließt Marlies Volkmer, Chefin des SPD-Bezirks Dresden-Elbe-Röder, zumindest derzeit aus. "Wenn es diese Lichtgestalt gibt, auf die alle hoffen, dann wird Karl Nolle der Letzte sein, der auf seiner Nominierung beharrt. Doch die sehe ich nicht", sagte Volkmer den DNN.
Die PDS habe in den zurückliegenden Gesprächen nicht einen einzigen Namen für einen Kandidaten genannt, sagte Volkmer. Sie räumte zugleich ein, dass es auch keinen Vorschlag seitens der SPD gab, nachdem Überlegungen mit dem damaligen Kulturbürgermeister Jörg Stüdemann gescheitert waren. Man habe nicht ewig warten können und sich schließlich auf die eigenen Kräfte besonnen, sagte Volkmer. Der SPD-Stadtausschuss hatte Anfang Oktober für Nolle gestimmt. Eine Mitgliederversammlung soll ihn am 6. Januar zum Kandidaten wählen.
Falls es nicht zu einem Bündnis kommt, will die PDS wie 1994 Christine Ostrowski in die Wahl schicken. Volkmer ließ es gegenüber den DNN offen, ob die SPD die langjährige PDS-Chefin in einem möglichen zweiten Wahlgang unterstützen würde.
Ganz neu will die PDS überlegen, falls Wolfgang Berghofer, der letzte SED-OB, antritt. Dann wird die Partei möglicherweise keinen Kandidaten aufstellen. Einen Sieg Berghofers würde man automatisch mit der PDS verbinden, ist aus der Parteispitze zu hören. Entscheiden soll eine Delegiertenkonferenz im Februar.
(Stefan Alberti)