Karl Nolle, MdL

DNN, 30.01.2002

Fritz Hähle - die letzte Bastion im Kampf Biedenkopfs gegen Milbradt

Fritz Hähle kann oft nicht anders
 
DRESDEN. Wenn der CDU-Fraktionschef im Landtag das Wort ergreift, geht es meist bieder zu. Keine Tricks, mühsame Rhetorik, kaum politischer Wirbel. "Aufrichtig und unbeirrbar" sei Hähle, heißt es in Fraktionskreisen, "fast schon zu gut für die Politik". Doch genau dieser Hang zur vorpolitischen Arglosigkeit sorgte jetzt bundesweit für Unbehagen. Am 21. Januar trafen sich die CDU-Fraktionsvorsitzenden der Länder samt Bundesfraktionschef Friedrich Merz in Berlin, und Hähle ergriff das Wort. Gespalten sei die Sachsen-Union, versuchte er den versammelten CDU-Spitzen zu erklären, das Ende der Ära Biedenkopf sei ein Drama. Und alle verstanden: Der potenzielle Nachfolger Georg Milbradt sei keine Lösung, eine Alternative müsse her.

Die Reaktion war eindeutig. Eisiges Schweigen habe geherrscht, meint einer der versammelten Christdemokraten, und "allgemeines Kopfschütteln". Der Auftritt des Sachsen sei abwegig gewesen, schlicht "neben der Mütze". Die Nachfolge in Sachsen sei längst "klar und erledigt", und sollten die sächsischen Querelen weiter gehen, drohten diese die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern zu verhageln.

Für Hähle, den gelernten Ingenieur für Regelungstechnik, ist das tragisch. Immer wieder hat er sich hinter Übervater Biedenkopf gestellt, hatte für ein "offenes und faires Verfahren" gekämpft - und damit gegen Milbradt. Doch nach dem Rückzug von Finanzminister Thomas de Maizière aus dem Kandidatenreigen steht Hähle nahezu auf verlorenem Posten, als letzte Bastion Biedenkopfs im Kampf gegen dessen Intimfeind.

Das bringt ihn jetzt in Zugzwang. "Er kriegt die Kurve nicht", meint ein Hähle-Vertrauter, und auch in der Fraktion regt sich moderater Widerstand. "Als Fraktionsvorsitzender ist er in einer politisch herausragenden Position", mahnt die Leipziger CDU-Landtagsabgeordnete Siegrun Einsle zur Vernunft, "er trägt Verantwortung für die Sachsen-Union insgesamt". Im Klartext: Sollte Milbradt als einziger Kandidat von der Partei getragen werden, könne sich auch Hähle nicht sperren.

Georg Milbradt hat trotz der Verwerfungen betont, weiter mit Hähle zusammenarbeiten zu wollen - nicht nur, weil dieser bis 2004 gewählt sei. Für den Fraktionschef wäre das ein Vorteil, er könnte weiter politische Zeichen setzen. Hähle, heißt es in der Fraktion, sei auf dem Weg, dies einzusehen.
(Jürgen Kochinke)