Karl Nolle, MdL
MDR - online.de, 16.12.2002
Unternehmen in Mitteldeutschland: Druckhaus Dresden - Wir schreiben eine schwarze Null
Gespräch mit Geschäftsführer Karl Nolle
mdr.de: Herr Nolle, alle Welt spricht von der Medienkrise. Sie als geschäftsführender Inhaber eines Medienhauses auch?
Nolle: Natürlich spüren wir diese Krise, die ja eigentlich eine Krise im Anzeigengeschäft ist. Etwa, wenn Verlage Schwierigkeiten haben, ihren Zahlungspflichten nachzukommen. Aber ich beobachte auch eine Krise im Bankwesen - die Banken sind immer weniger bereit, den mittelständischen Unternehmen unter die Arme zu greifen.
Dennoch schreiben wir mehr oder weniger eine schwarze Null. Dies ist in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation ein hervorragendes Ergebnis. Überhaupt, dass wir leben und dass wir eine Perspektive haben, ist ein großer geschäftlicher Erfolg.
mdr.de: Ist der Standort Dresden ein Vor- oder Nachteil?
Nolle: Der Nachteil besteht darin, dass Dresden bisher nur in Richtung Westen Hinterland hat. Doch ich denke, mit der EU-Erweiterung werden wir nicht mehr am Rande, sondern mittendrin liegen. Perspektivisch wird uns das gut tun. Wir kooperieren bereits heute mit Betrieben in Tschechien.
mdr.de: Als wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion sind Sie politisch eindeutig positioniert. Hat dies geschäftliche Auswirkungen?
Nolle: Ein Unternehmer, der Politik macht - das eigentlich noch nichts Schlimmes. Wenn der Unternehmer aber in der "falschen" Partei ist, dann wirkt sich das schon aus. Von bestimmten Kunden erhalten wir keine Aufträge mehr, bestimmte Kunden sprechen andere Kunden an, nicht bei uns arbeiten zu lassen. Das muss ich in Kauf nehmen.
Das Gespräch führte Holger Oertel http://www.mdr.de/wirtschaft/unternehmen/458978-hintergrund-458811.html