Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 02.06.2003

Ministerin Weber: Wie lange kann Milbradt sie noch halten?

Was sagen die Sachsen?
 
DRESDEN/ZSCHOPAU. Jetzt wird es eng für Sozialministerin Christine Weber (CDU): Nach weiteren Enthüllungen, die belegen, dass die „Fluthilfe” für die Ministerin definitiv gegen die Hilfsrichtlinien verstieß, fordern immer mehr Politiker ihren Rücktritt.

PDS-Fraktions-Chef Peter Porsch verlangt von Ministerpräsident Georg Milbradt einen „Kabinettsumbau”. Ministerin Weber fehle es an „persönlicher Integrität”. Der SPD-Abgeordnete Karl Nolle: „Politisch muss Frau Weber ihren Hut nehmen. Persönlich muss sie sich bei den Kindereinrichtungen entschuldigen, die leer ausgegangen sind. Und leider könnte es auch strafrechtliche Konsequenzen haben: Die Sache riecht nach Subventionsbetrug."

Was die Sachsen zum Fall Weber sagen:

Stephanie Schubert (20), Hotelfachfrau: „Beantragt hätte die Fluthilfe wohl jeder. Schlimm ist, dass Frau Weber das Geld nur wegen ihres Namens bekommen hat. Schuld sind die Behörden."

Frank Engelmann (38), Ticketverkäufer: „Sicher wäre es besser gewesen, wenn sie das Geld aus der eigenen Tasche bezahlt hätte. Aber letztlich war Frau Weber auch nur ein Flutopfer."

Marcel Fischer (20), Student: „Frau Weber sollte abgemahnt werden und ihre Fluthilfe an die Kitas spenden. Bestrafen muss man aber auch die Leute, die ihre Fluthilfe genehmigt haben."

Ruth Fuchs (74), Rentnerin: „Ich hoffe, Frau Weber hat zumindest ein schlechtes Gewissen. Unglaublich, dass sie das getan hat. Andere Menschen hätten das Geld viel nötiger gebraucht."

Detlef Bernhard (42), Rettungssanitäter: „Hätte sie das Geld zu Recht bekommen, wäre es in Ordnung. Aber alle müssen gleich behandelt werden. Die Kitas haben nichts bekommen. Das ist ungerecht."

Monika Eismann (45), Gastwirtin: „So viele Leute haben nichts bekommen, weil sie die Kriterien nicht erfüllten. Frau Ministerin sollte das Geld zurückzahlen und zurücktreten."

Ireen Neumann (27), Verkäuferin: „Das ist eine Schweinerei. Wer so viel Geld verdient, dürfte solche Fonds gar nicht in Anspruch nehmen. Aber mit Beziehungen geht das eben."

Uwe Häckel (37), arbeitslos: „Auf dem Berg gibt's keine Flut. Die Frau müsste Strafe zahlen dafür, dass sie sich das Geld erschlichen hat. Das ist unverschämt."
(Dresdner Morgenpost)