Karl Nolle, MdL

Freie Presse, 11.06.2003

Nervenzusammenbruch: Ministerin Weber fällt aus

Spekulationen um vorzeitiges Karriere-Ende
 
DRESDEN. Die sächsische Sozialministerin Christine Weber hat nach Regierungsangaben am Sonntag einen schweren Nervenzusammenbruch erlitten und ist auf unabsehbare Zeit dienstunfähig. Die CDU-Politikerin befinde sich derzeit in stationärer Behandlung in einem Krankenhaus, allerdings außerhalb von Sachsen. Sie benötige fachärztliche Betreuung und Ruhe, teilte Regierungssprecher Christian Striefler gestern mit.

Weber hatte nach den Vorwürfen, die gegen sie nicht allein im Zusammenhang mit der FördermittelAffäre bekannt geworden sind, einen angegriffenen körperlichen Eindruck gemacht. Als „Kämpfertyp mit der Neigung zu extremen Reaktionen" wird die Ministerin in Fraktionskreisen beschrieben.

„Der Ministerpräsident hofft, dass Frau Weber bald wieder arbeitsfähig ist und ihren Dienst aufnehmen kann", zitierte Regierungssprecher Striefler gestern Georg Milbradt. Doch wird in Dresden nicht damit gerechnet, dass die politisch und gesundheitlich angeschlagene Weber in ihr Amt zurückkehren wird. „Die Auskunft erübrigt sich", bestätigte Striefler indirekt die Frage der „Freien Presse", ob Weber der Belastung noch gewachsen sei. Pensionsansprüche von mindestens 4000 Euro erwirbt Weber ab 27. Juli 2003. So lange könnte eine Krankschreibung dauern.

CDU-Generalsekretär Hermann Winkler lehnte in einem Interview mit der „Freien Presse" eine „Selbstversorgung" der politischen Führung ab und appellierte an Weber, selbst die Konsequenzen aus der moralischen Wirkung ihres Handelns zu ziehen.

An der Spitze des seit geraumer Zeit unter Führungslosigkeit leidenden Sozialministeriums steht Staatssekretär Albin Nees.
(Hubert Kemper)