Karl Nolle, MdL

DNN, 12.06.2003

Fluthelfer gibt wegen Ministerin Orden zurück

 
DRESDEN/HAMBURG. Die Verärgerung über die Vorgänge um die Fluthilfezahlungen an Sachsens Sozialministerin Christine Weber reicht mittlerweile bis nach Hamburg. Arne Bruhn aus Moorrege in der Nähe der Dresdner Partnerstadt macht jetzt in einem Schreiben an Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) seinem Ärger Luft. Der 63-jähriger Kleinunternehmer hat eine ganz besondere Beziehung zu Sachsen. Als er und seine Frau im August 2002 die Flutbilder sahen, spendeten sie 50.000 Euro von dem, was ihre Alterssicherung sein sollte. Damit nicht genug: Er wollte auch vor Ort helfen. Seine Frau erledigte seine Arbeit daheim, er fuhr nach Döbeln. Schippte 14 Tage lang Schlamm, reparierte Werkzeuge - und übernachtet im Auto. In der Turnhalle war es ihm zu unruhig. "Das Wort Danke habe ich in den 14 Tagen so oft gehört - am Anfang war es mir peinlich, aber ich habe gemerkt, dass es den Döbelnern wirklich ernst war", sagte Bruhn später der Döbelner Allgemeinen, die ihn mit dem "Goldenen Stiefel" für seinen Einsatz auszeichnete. Nur weil er sie als stellvertretenden Dank für alle anderen Helfer betrachtet, nahm er die Ehrung an.

Doch jetzt ist er richtig sauer. Der Grund sind die rund 17.000 Euro, die die inzwischen erkrankte Ministerin Weber erhielt für ihr Haus in Zschopau, das von Regen- und nicht von Hochwasser geschädigt worden war. In seinem Schreiben an Milbradt, das den DNN vorliegt, verweist Bruhn auf die Roßweiner Behindertenwerkstatt, die bis zu ihrer Wiedereröffnung Ende Mai noch keinen Euro aus dem Hochwasserfonds erhalten habe. Bruhn fragt, wo bei der "Sozial"-Ministerin denn die akribischen Prüfer waren, die bei anderen über Monate hinweg immer neue Anträge und Unterlagen einforderten. Regierungssprecher Christian Striefler war das Schreiben gestern noch nicht bekannt. Auch sonst gebe es lediglich "sehr sporadisch Mails oder Briefe" zum Wirbel um Ministerin Weber.

Bruhn empfindet deren Verhalten angesichts "so vieler anderer Bürger, die bei weit bescheideneren Verhältnissen fast alles verloren haben" als "bodenlose Unverschämtheit nach Raffke-Manier", sagte er DNN. Unter diesen Umständen, so schrieb Bruhn an Milbradt, müsse er den vom Freistaat verliehenen Flut-Orden zurücksenden. "Der herzliche Dank derer, denen ich helfen durfte, ist mir weit mehr und überaus genug", erklärte Bruhn und unterzeichnete als "verbitterter Freund der bedauernswerten Bürgerinnen und Bürger Ihres Landes".
(I.Pleil)