Karl Nolle, MdL

Freie Presse Chemnitz, 13.06.2003

Jesse: Eine Entlassung ist unumgänglich

Der Fall Weber sorgt unverändert für Gesprächsstoff
 
Dresden. Sachsens Sozialministerin Christine Weber (CDU) wird auf uriabsehbare Zeit in ärztlicher Behandlung bleiben müssen. Das teilte die Staatskanzlei mit, ohne den Standort der Klinik zu benennen, in der sich Weber nach ihrem Nervenzusammenbruch befindet.

Der Fall Weber sorgt unverändert für Gesprächsstoff. „So unberechtigt die Entlassung von Milbradt durch Biedenkopf war, so umgänglich ist die Entlassung von Weber durch Milbradt", kommentiert der Chemnitzer Politik-Wissenschaftler Eckhard Jesse die Affäre um Sachsens Sozialministerin. Unverständlich sei es, warum Weber Milbradt nicht bittet, aus gesundheitlichen Gründen entlassen zu werden. „Sie würde sich damit selbst, der CDU und dem Gemeinwesen. Dienst erweisen", sagte Jesse. Dies müsse aber vor dem 27. Juli geschehen, um nicht den Verdacht zu erhärten, sie wolle ihre Pension retten. „Nicht durchhaltbar" sei die Position des Aussitzens, glaubt Jesse. „Sie darf es nicht schaffen und sie wird es nicht schaffen." Schon jetzt sei Weber politisch eine „lahme Ente".

Für das Festhalten an Weber erkennt der Parteienforscher nur einen Grund: Milbradt ist nach seiner eigenen Entlassung ein gebranntes Kind. Jesse nannte es verständlich, dass Milbradt, der ansonsten auf Kompetenz setze, Weber das wichtige Ministerium anvertraut habe. „Es sollte doch jemand Ministerin werden, nicht weil sie eine Frau ist, sondern weil sie gut ist". Milbradt habe der „Frauensache" mit Webers Berufung keinen Gefallen getan. Entschieden lehnt Jesse die Uberversorgung von Politikern ab und plädiert für eine bessere Bezahlung der aktiven Politiker.
(hk)