Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 17.06.2003

Richtiges Stichwort

Kommentar zum Fall Weber von Stefan Rössel
 
Georg Milbradt hat ein weiches Herz. Er hält zu denen, die sich offen zu ihm bekennen. Diese Verlässlichkeit macht Sachsens Ministerpräsidenten sympathisch.

Aus dieser Haltung heraus ließ er auch seine Soziaiministerin Christlne Weber nicht fallen, als bekannt wurde, dass sie Fluthilfen bezogen hatte, die wenige Tage später vielen anderen nicht mehr gewährt wurden. Er hätte wissen müssen, dass mit seiner noblen Haltung die politische Diskussion über Frau Weber nicht vom Tisch zu fegen ist.

Seit Pfingsten hat Frau Weber zudem ein gesundheitliches Problem - sie ist dem aus ihrem eigenen CDU-Kreisverband aufgebauten und von den Medien verstärkten Dauerdruck nervlich nicht gewachsen. Und Milbradt hat das Problem, dass ihm nun auch dieses Problem auf die Füße fällt. Er sitzt, seit bekannt ist, dass Frau Weber nur noch wenige Wochen im Amt bleiben müsste, um eine höhere Ministerpension zu bekommen, in der Zwickmühle: Es würde ihm schwer angekreidet, hielte er Frau Weber knapp über den Pensions-Termin hinaus. Andererseits: Wenn er sie jetzt entließe, entließe er eine schwer Erkrankte. Das ist seit gestern gewiss: Und gewiss: ist, dass sie nicht zurückkommen kann.

Was tun? CDU-Fraktionschef Hähle brachte das richtige Stichwort in die Diskussion: Es geht um die Arbeitsfähigkeit des Kabinetts. Also, den Verzicht auf Frau Weber.
(Stefan Rössel)