Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 18.06.2003

Ministerin Weber - Polizei-Schutz für ihr Haus

Mysteriöser Drohbrief: Wer will Ministerin Weber an Häuschen?
 
ZSCHOPAU. Polizei-Schutz für das Haus von Sozialministerin Christine Weber. Ein Drohbrief ging bei der Polizei ein. Nun fahren Streifenwagen vor Webers Haus in Zschopau auf und ab, der Staatsschutz ist eingeschaltet. In Dresden kursieren derweil die Spekulationen um ein mögliche Weber-Nachfolge immer heftiger.

Das Haus von Sozialministerin Christine Weber (54, CDU) wird scharf bewacht. Streifenwagen fahren auf und ab. Die Polizei befürchtet einen Anschlag am Birkberg in Zschopau.

Der Staatsschutz ermittelt gegen „unbekannt". Die Polizei in Freiberg bestätigt: „Ja, es gibt einen Drohbrief", so Sprecher Stephan Glöß. Nach Morgenpost-Informationen droht der Briefschreiber allgemein gegen Frau Webers Haus. Der Sprecher des Innenministeriums, Thomas Uslaub, bestätigt: „Eine Bedrohung gegen Frau Weber als Person gibt es nicht." Doch die Polizei kann den Briefschreiber nicht einschätzen: Die Beamten nehmen die Drohung ernst und bewachen jetzt das Haus.

Unterdessen wird weiter spekuliert, wer die schwer kranke Ministerin ersetzen könnte. Aus Rücksicht auf die Erkrankte wird das Thema äußerst diskret behandelt. Zurzeit führt Staatssekretär Albin Nees (64) das Sozialministerium. Er wurde erst im Juli 2002 aus dem Ruhestand gerufen, könnte das Amt bis zur Landtagswahl 2004 übernehmen. Wahrscheinlicher ist, dass Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) nach „weiblichem Ersatz" für sein Kabinett sucht. Große Chancen werden Kerstin Nicolaus (42, CDU) aus Hartmannsdorf (Zwickauer Land) eingeräumt. Sie ist seit 1999 sozialpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Landtag.

Auch Karin Strempel (41, CDU) aus Meißen-Ausschussvorsitzende für Soziales, Gesundheit, Familie, Frauen und Jugend - soll nicht chancenlos sein. „Ich werde mich an dieser Diskussion jetzt nicht beteiligen", sagt Frau Strempel. Auch ihre Landtags-Kollegin Christine Clauß (53, CDU) aus Leipzig zählt zum Kreis der Kandidatinnen. Auch sie sagt: „Das Kabinett ist für mich vollzählig. An Spekulationen beteilige ich mich nicht."

Ungeachtet dessen gibt es neue Vorwürfe gegen Frau Weber. Laut Karl Nolle (SPD) soll die Ministerin noch 1989 einen Aufnahmeantrag in die SED gestellt haben. In ihrer Landtagsbiografie ist dagegen von „politischer Verfolgung" die Rede. Die Staatsregierung soll jetzt diese Frage klären.
(Stefan Locke und Thomas Fischer)