Karl Nolle, MdL

Lausitzer Rundschau - Online, 20.06.2003

Christine Clauß als Favoritin für Weber-Nachfolge gehandelt

Landtagsabgeordnete aus Leipzig könnte neue Sozialministerin werden
 
Alle Wege auf der Suche nach einer Nachfolgerin für Ex-Sozial- und Gesundheitsministerin Christine Weber (CDU) führen derzeit nach Leipzig. Wer sich umhört auf den Landtagsfluren, hört zumeist den Namen der 53-jährigen Christine Clauß, gelernte Krankenschwester, seit 1984 CDU-Mitglied, seit 1999 Landtagsabgeordnete und seit 2002 Vize-Chefin ihrer Fraktion.

Sie gilt als zurückhaltend, aber kompetent, großen Widerstand würde es bei ihren Parlamentskollegen dem Vernehmen nach nicht geben.

Doch in den nächsten Tagen will Regierungschef Georg Milbradt noch ein paar Varianten durchdenken und so manches Gespräch führen, ehe er sich festlegt. Mit der Favoritin Clauß dürfte er dabei auch sprechen, allerdings kuriert sie derzeit Zuhause in Leipzig eine Erkrankung aus und war gestern nicht im Landtag präsent.

Clauß würde drei Bedingungen entsprechen: Als Frau würde sie verhindern, dass eine reine Männerriege Kabinettsrang besitzt, wie dies Gesine Matthes von der Frauen-Union fordert. Als Leipzigerin würde sie eine bislang völlig vernachlässigte Region in der Regierung repräsentieren. Und als Abgeordnete und Parteifunktionärin würde sie wieder ein Stück der internen Begehrlichkeiten befrieden.

Abgestimmt wird die Personalie auf jeden Fall mit Fraktionschef Fritz Hähle, der damit rechnet, dass noch vor der Sommerpause, also zur Plenarsitzung am 10. und 11. Juli, eine neue Ministerin vereidigt wird. „Ich denke, dass Milbradt eine Frau sucht“, spekuliert Hähle. Er könne sich aber für die Zeit bis zur Landtagswahl im September 2004 auch eine Übergangslösung vorstellen, spricht das Orakel. Diese Alternative könnte auf den jetzt amtierenden Staatssekretär Albin Nees hinauslaufen, der das Haus ohnehin im Griff hat. Nach der Wahl wird dann mit einer größeren Kabinettsumbildung gerechnet.

Nach heftiger Kritik wegen der Inanspruchnahme von Flutgeldern und nach einem Nervenzusammenbruch hatte Ministerin Weber vorgestern ihren Rücktritt erklärt (die RUNDSCHAU berichtete). Milbradt steht nun unter Druck, möglichst rasch eine neue Lösung zu präsentieren, um nicht länger als führungsschwach zu gelten. Schon nächste Woche, so heißt es, könne man mehr wissen.
(Sven Heitkamp)