Karl Nolle, MdL
Sächsische Zeitung, 05.07.2003
Gregert will Leroffs Platz/ Wahlkampfmühlen laufen an / Zwei CDU-Landtagsbewerber im Raum Pirna
Mögliche Kandidaten
Der Landtagswahlkampf wirft seine Schatten voraus. Derzeit drehen sich die Diskussionen vor allem darum, wer für die Parteien in den Ring geht.
Am 19. September 2004 entscheiden die Wähler, wer in den nächsten Sächsischen Landtag einziehen wird. Die Parteien bereiten sich langsam darauf vor, wen sie ins Rennen schicken wollen.
Klaus Leroff will es behalten, und Helmut Gregert will es haben: das CDU-Direktmandat für den Wahlkreis 49 Pirna/Heidenau. Leroff hatte es bereits drei Mal geholt. Sein CDU-Landtagskollege Gregert, der im Januar als Nachrücker über die Landesliste ins Parlament kam, will es nun wissen. Mit einem Mal sind die beiden Pirnaer scharfe Konkurrenten.
Beim CDU-Kreisvorstand haben sie ihre Absichten offiziell angemeldet, teilt dessen Sprecher Jens Michel mit. Über den Sommer erhalten die beiden Anwärter nun Zeit, sich bei den Ortsverbänden vorzustellen, so dass diese ihren Favoriten küren. Die Christdemokraten von Bad Gottleuba-Berggießhübel haben dies schon getan. Sie wollen Helmut Gregert im Landtag sehen.
Im September will der CDU-Kreisvorstand entscheiden, wen er zur Nominierung vorschlägt. Diese ist am 22. November. Bis dahin könnte es noch so manche Überraschung geben. Denn der Pirnaer CDU-Vize-Fraktionschef im Rat, Volker Rühle, hat seine Ambitionen auf eine Direktkandidatur für den Landtag durchaus noch nicht ad acta gelegt. Er behält es sich noch vor, in den nächsten Wochen seinen Hut in den Ring zu werfen.
„Ich habe keine Angst, falls die Partei nein sagt. Das ist in der Demokratie so“, gibt sich Leroff furchtlos. „Ob sich die Partei damit aber einen Gefallen tut, ist die große Frage“, verteilt er gleich mal einen Seitenhieb an seinen Konkurrenten Gregert. Im Gegensatz zu Leroff gilt der aus Pirna stammende Kfz-Meister als Mann aus dem Volk. Das wird in christdemokratischen Reihen durchaus honoriert. Dennoch rechnet sich Leroff verbal gute Chancen aus, in CDU-Ortsverbänden Rückenhalt zu bekommen.
Keine Grabenkämpfe der Christdemokraten sind hingegen im Wahlkreis 50 Sebnitz/Neustadt/Königstein zu erwarten. Dort gibt es klare Fronten. Antreten wird Finanzminister Horst Metz, der sein Wahlgebiet seit 1994 fest im Griff hat. Mehrere Ortsvereine, darunter die großen in Neustadt und Sebnitz, haben sich bereits einhellig für Metz ausgesprochen. Als Platzhirsch holte er bei der letzten Wahl 1999 satte 61,7 Prozent der Stimmen. Offiziell will die CDU ihren Kandidaten für diesen Wahlkreis am 8. November nominieren. Bereits am 3. November soll die Entscheidung bei der SPD fallen, wer gegen Metz antritt, sagte Unterbezirkschef Rainer Maus der SZ. Es seien mehrere Bewerber im Gespräch. Einer von ihnen ist Ivo Teichmann. Der Pfaffendorfer ist SPD-Fraktionschef im Königsteiner Stadtrat.
Auch im Pirnaer Wahlkreis seien Namen im Gespräch. Um wen es sich handelt, will Maus nicht preisgeben. Viele Bewerber können es nicht sein. Denn die Personaldecke der Sozialdemokraten ist dünn. Einige Genossen haben nach SZ-Informationen einen Wunschkandidaten: SPD-Landtagsabgeordneten Karl Nolle aus Dresden, der ob seiner Argumentationskraft auch in den eigenen Reihen „Dampfwalze“ genannt wird. Dies ist gar nicht so aus der Luft gegriffen. Nolle ist als Betreuer für den Unterbezirk Pirna eingesetzt. „Das ist totaler Quatsch“, sagte Nolle zu der angeblichen Kandidatur . Er sei nicht gefragt worden. Außerdem wolle er wieder in Dresden antreten.
Die PDS will ihre Kandidaten frühestens im März nominieren, so Kreischef Hans-Peter-Retzler. Im Wahlkreis 50 stehe noch kein Bewerber fest. Im Pirnaer Wahlkreis werde voraussichtlich Landtagsabgeordneter André Hahn antreten. Sein ehrgeiziges Ziel: Er will gewinnen und das erste Direktmandat für die sächsische PDS holen.
SPD-Stadtrat Ivo Teichmann (35) aus Pfaffendorf
Ivo Teichmann macht aus seinen Landtagsambitionen für den Wahlkreis Sebnitz/Neustadt/Königstein keinen Hehl. Im Königsteiner Stadtrat versucht er, oft das große Wort zu führen. Seit Februar steht der SPD-Politiker an der Spitze des Tourismusvereins Elbsandsteingebirge. Teichmann ist verheiratet und wohnt in Pfaffendorf.
CDU-Landtagsabgeordneter Klaus Leroff (50) aus Pirna
Klaus Leroff sieht seine politische Erfahrung als besonderen Vorteil. Seit 1990 arbeitet er im Landtag, ist parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion. In der Bevölkerung wird ihm besonders negativ angekreidet, dass das von ihm angekündigte Holzfaserwerk nicht kam. Das wertet er selbst als Tiefschlag. Leroff wohnt mit seiner Frau in Pirna.
CDU-Landtagsabgeordneter Helmut Gregert (57) aus Pirna
Helmut Gregert setzt als Ur-Pirnaer auf seine Bodenständigkeit. Als besonderen Vorteil sieht er es, dass er als Einheimischer die Probleme besser als Zugezogene kennt. Mit diesem Pfund will Gregert gegen seinen aus Westfalen stammenden CDU-Konkurrenten Klaus Leroff wuchern. Der Kfz-Meister ist verheiratet und hat zwei Söhne.
PDS-Landtagsabgeordneter André Hahn (40)aus Gohrisch
André Hahn ist seit 1994 im Landtag und seitdem auch PDS-Fraktionschef im Kreistag. Der äußerst ehrgeizige Politiker meint, eine gute Chance gegen den CDU-Kandidaten im Wahlkreis Pirna zu haben, das Direktmandat zu holen. Er will „den schwarzen Filz in Sachsen aufmischen". Mit seiner Lebensgefährtin wohnt er in Gohrisch.
Finanzminister und CDU-Landtagsabgeordneter Horst Metz (57) aus Dresden
Horst Metz ist in den CDU-Reihen im Wahlkreis Sebnitz/Neustadt/Königstein unumstrittener Platzhirsch für die Landtagskandidatur. Seit einem guten Jahr kommt für ihn noch der Ministerbonus hinzu, auf den seine Parteifreunde in der Region besonders stolz sind. Metz ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn. Er wohnt in Dresden.
SPD-Landtagsabgeordneter Karl Nolle (58) aus Dresden
Karl Nolle wäre der Wunschkandidat einiger Pirnaer SPD-Genossen. Der wirtschaftspolitische Sprecher seiner Fraktion gilt als sehr wortgewandt und durchsetzungsfähig. Der Dresdner Druckereibesitzer scheint jedoch wenig Ambitionen für eine Kandidatur in Pirna zu haben. Nolle ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter.
(Peter Hilbert)