Karl Nolle, MdL

BILD-Zeitung Dresden, 13.09.2003

CDU-Chef wütete wie Rambo-Rudi

Peinliche Debatte um Enthüller SPD-Nolle
 
DRESDEN. Menschen wurden einst an den Pranger gestellt, wenn sie geklaut hatten oder fremd gingen. Dort durfte man sie anspucken, bewerfen. Das ist vorbei. Gestern versuchte allerdings die CDU im Landtag den SPD-Abgeordneten Karl Nolle öffentlich anzuprangern.

Die Stollberger CDU-Abgeordnete Uta Windisch (54) nannte Nolle: „Genossen Hemmungslos" unterstellte ihm Handeln aus „privatem Interesse". CDU-Fraktionschef Fritz Höhle (61) schimpfte Nolle einen „Sauber Sozi", mit „rechtsstaatszersetzenden Tendenzen".

Was war geschehen? Nolle hätte aufgedeckt, dass die Stadt Stollberg ein Grundstück an VW verkauft hat, auf dem noch ein Eigentumsstreit lastet. Die CDU zog blank, weil nun angeblich 700 VW-Jobs gefährdet sind. Nolle: „Ich bin als Abgeordneter nur meinem Gewissen verpflichtet." Abgeordneter Klaus Bartl (52, PDS): „Aufgabe des Parlamentes ist es die Regierung zu kontrollieren, nicht einzelne Abgeordnete." Sogar Ministerpräsident Georg Milbradt (58, CDU) sah peinlich berührt zu Boden, als CDU-Chef Höhle tönte: „Lieber Filz, als solche Verhältnisse". Hähle erkannte wohl, übers Ziel hinaus geschossen zu sein. Entschuldigend sagte er: „Wir sind auch nur Menschen wie Rudi Völler. Irgendwann platzt einem der Kragen." Kommentar der Sachsen-FDP zu dieser Debatte: „Als ob es keine anderen Probleme bei uns gäbe...".
(Andreas Harlass)