Karl Nolle, MdL
Sächsische Zeitung, 15.09.2003
Mageres Ergebnis für neuen SPD-Vorsitzenden
Leonhardt erwägt Landtagskandidatur
Im Jahr vor den Stadtrats- und Landtagswahlen bekommen die Sozialdemokraten parteiinterne Konflikte nur mühsam in den Griff.
Mit einem vergleichsweise mageren Ergebnis ist Albrecht Leonhardt zum Vorsitzenden des SPD-Unterbezirks Elbe-Röder gewählt worden. Der Dresdner Stadtrat erhielt auf dem Parteitag am Sonnabend die Stimmen von 43 Delegierten. 24 Sozialdemokraten votierten mit Nein, fünf enthielten sich. Damit hat der 54-Jährige, der die im vergangenen Jahr in den Bundestag gewählte Marlies Volkmer an der Unterbezirksspitze ablöst, nur etwas mehr als die Hälfte der Delegierten hinter sich.
Nach heftigem Gerangel war Leonhardt schließlich ohne Gegenkandidaten angetreten. „Das ist kein berauschendes Ergebnis“, sagte der Kommunalpolitiker, der hauptberuflich als Abteilungsleiter am Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW) in Dresden arbeitet. Als Vorstand will er die offenkundig unterschiedlichen Strömungen unter den rund 800 Mitgliedern zusammenführen, um der SPD in der Region zur Geschlossenheit zu verhelfen. „Wir müssen mehr Profil gewinnen“, betonte Leonhardt. Mit Blick auf seine politische Zukunft wollte er eine Kandidatur für den Landtag nicht ausschließen. „Die Überlegungen dazu habe ich aber noch nicht abgeschlossen“, sagte er.
Als positiv bewertete er die Zusammensetzung des 14 Mitglieder starken neuen Vorstandes. Dieser sei „eine Mischung, in der sich die Partei wiederfinden kann“. Als Leonhardts Vize wurde der Rechtsanwalt Harald Baumann-Hasske gewählt. Auch Juso-Chef Martin Dulig (aus Moritzburg) wird in dem Gremium vertreten sein. Die Turbulenzen in dem SPD-Unterbezirk, der Dresden und die Kreise Meißen und Riesa-Großenhain umfasst, speisen sich unter anderem aus dem Gegensatz zwischen städtischen und ländlichen Regionen. Zudem stoßen verschiedene Politikauffassungen aufeinander.
Eine Gruppe um den Dresdner Landtagsabgeordneten Karl Nolle</b) will die SPD in der sächsischen Hauptstadt stärker als Oppositionspartei profilieren und eine härtere politische Gangart einlegen. Dagegen gilt Albrecht Leonhardt, der sich nach längerer Krankheit zurückmeldete, als eher nüchterner Pragmatiker.
(Von Thilo Alexe)