Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 27.09.2003

Scharfzüngler unter sich

Heinz Eggert und Karl Nolle treffen sich zum politischen Streitgespräch
 

Heinz Eggert von der CDU (links)und Karl Nolle (SPD, rechts) im politischen Streitgespräch mit SZ-Redakteur Gunnar Saft. Mit viel Eifer auf allen Seiten standen vor allem diverse Affären im Mittelpunkt des Nachmittags.
Foto: Steffen Füssel


Wie viel Gepolter verträgt die Politik“, fragte SZ-Redakteur Gunnar Saft im Streitgespräch die politischen Kontrahenten Heinz Eggert (CDU) und Karl Nolle (SPD). Die Antwort muss nach dem gestrigen Nachmittag im Karstadt-Restaurant wohl lauten: eine ganze Menge.

Die „Ein-Mann-Opposition“ Nolle rutschte während des einstündigen Gesprächs immer weiter auf seinem Sitz nach vorn, immer zum Angriff bereit, wie ein Sumo-Ringer. Er forderte mit gezielten Provakationen – die durchaus beim Publikum Anklang fanden – seinen ebenso wortgewandten Gegner Eggert heraus. Und der ehemalige sächsische Innenminister ließ sich auch tatsächlich aus der Reserve locken. Gerade die vielen Anschuldigungen seine Person und Partei betreffend wollte er nicht auf sich sitzen lassen.

Es folgten Erklärungsversuche in der Paunsdorf-Affäre, wo durch eine eigenwillige Auftragsvergabe Verluste in Millionen-Höhe für den Freistaat entstanden sind, oder in der aktuellen Diskussion über einen Spitzenbanker, der sich über „willige Weiber in der Ukraine“ geäußert haben soll. Ausgelöst wurde letztere Diskussion, wie viele andere, durch Anfragen an die Regierung oder Anzeigen beim Staatsanwalt durch Nolle. Jedoch, betonte Eggert immer wieder, sind alle Verfahren von der Staatsanwaltschaft eingestellt wurden. Das läge jedoch laut Nolle nur daran, dass es keine Unabhängigkeit der Justiz in Sachsen gebe, sondern das Land von der CDU durchorganisiert wäre. Eine Kampfansage für Eggert, der prompt damit antwortete, das wäre Verleumdung.

Nolle ließ sich jedoch durch nichts von seiner provokanten Linie abbringen – überhaupt schien ihn sein Gegner kaum zu interessieren. Sein Blick war aufs Publikum – seine Wähler 2004 (?) – gerichtet.

Von Antje Becker