Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 04.11.2003

Zwei Streithähne auf Schmusekurs

Abgeordneter Nolle und Minister Gillo gemeinsam in Japan
 
DRESDEN. Karamba! Wenn Wirtschaftsminister Martin Gillo (CDU) und SPD-Landtagsabgeordneter Karl Nolle aufeinander trafen, rumste es bisher garantiert: „Sie haben keinen blassen Schimmer", eröffnete Nolle. „Sie sind ein Polemiker", gab Gillo zurück. Jetzt waren die beiden eine Woche lang mit sächsischen Unternehmern im Fernen Osten. Und verstanden sich offenbar prächtig.

„Die Stimmung war blendend, wir haben uns alle gut verstanden", erzählt Nolle. „Wir sind bewusst geschlossen aufgetreten", ergänzt Gillo. So viel Harmonie gab's selten. Und Nolle kartet nicht mal nach: „Wir sind ja nicht dorthin gefahren, um uns gegenseitig zu ärgern." Der Japan-Trip als große Versöhnungstour? „Es ging um Sachsens Wirtschaft", sagen beide. „Wir haben dokumentiert, dass wir an einem Strang ziehen." Hört, hört!

Für sächsische Unternehmer ist in Japan noch einiges zu holen. Vor allem für Automobilzulieferer. „Die großen japanischen Autokonzerne suchen in den nächsten anderthalb Jahren verstärkt Zulieferer in Europa", berichtet Gillo. Also waren 14 sächsische Mittelständler aus der Branche mit an Bord, um sich und Sachsen zu präsentieren. Und Verträge? „Man muss diese Wirtschaftsbeziehung langfristig sehen", sagt Nolle. Ein Satz, den der Minister nicht besser hätte formulieren können. „Nach dem vierten Mal kaufen sie", sagt Gillo. Schließlich hat er schon Japan-Erfahrung.

Nolle dagegen war das erste Mal in Japan, staunte: „Überall freundliche, sich verbeugende Menschen." Probleme gab's nur mit dem Essen: „Roher Fisch ist nicht so mein Ding", gesteht er. Stäbchen offenbar auch nicht. „Lange Nudeln flutschen einem da immer wieder durch." Gillo hat sich daran schon gewöhnt. „Mir liegt die japanische Kultur." Das hieß auch: statt Auto wird Zug gefahren. Da waren beide Politiker hin und weg. „Nur anderthalb Stunden für die 480 Kilometer von Tokio nach Nagoya", staunt Nolle. „Die Shinkansen-Schnellzüge fahren mit unglaublicher Präzision", sagt Gillo fasziniert. Reisen bildet eben nicht nur, sondern versöhnt offenbar auch. Wenigstens für kurze Zeit.
(Stefan Locke)