Karl Nolle, MdL

Freie Presse Chemnitz, Zschopau, 12.11.2003

Resümee nach einer Zustandsbeschreibung: „Es ändert sich wohl nichts"

Nur wenige Interessenten verfolgen Ausführungen des wirtschaftspolitischen Sprechers der SPD zur Bevölkerungsentwicklung in Sachsen - Karl Nolle als routinierter Profi
 
Zschopau. Nachdem sich Karl Nolle, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, im Sommer vor großem Publikum im Schloss Wildeck mit dem „schwarzen Filz" in Dresden und Zschopau auseinandergesetzt hatte, wollte er am Montagabend vor allem mit Fakten zur Bevölkerungsentwicklung in Sachsen für die Politik der sächsischen Sozialdemokraten werben. Doch das Thema stieß auf wenig Interesse: Nur knapp die Hälfte der Stühle in der Gelben Kammer füllte sich, und der wortgewandte Politiker blieb auf Fragen nach Vorschlägen für Veränderungen konkrete Antworten schuldig.

Nolle, der diesen Vortrag nach eigenen Angaben in diesem Jahr zwischen 40- und 5o-Mal gehalten hat, spulte routiniert sein Garn ab: von Pendlern, Ab- und Einwanderern, Aussiedlern, der düster prognostizierten demografischen Entwicklung und fehlenden Personalentwicklungskonzepten der meisten Unternehmen. Zwischen Ausführungen zum Weggehen und Nichtwiederkommen, Produzieren und Verkaufen sowie den am eigenen Leib als Dresdner Druckereibesitzer schon verspürten „Jugendwahn der Arbeitgeber" träumte der medienwirksame 58-Jährige von einer Vorreiterrolle Sachsens bei der Bewältigung gesellschaftlicher Umbrüche und verteilte moderate Schelte für die Wirtschafts- Verkehrs- und Bildungspolitik des Freistaates inklusive der Arbeit der Sächsischen Aufbaubank (SAB).

Wer wollte, konnte Zahlen und Fakten in gebündelter Form in vier der an alle Anwesenden verteilten Broschüren nachlesen. Der Unzufriedenheit der Diskussionsbesucher, die ihm konkrete Lösungsansätze - abforderten, mit Kritik an der Bundesregierung nicht sparten und vor allem reichlich Frust abließen, konnte der wortgewandte Redner jedoch nicht abhelfen. Auch sein Parteifreund Ralf Schenk, Sozialdezernent im Landratsamt des Mittleren Erzgebirgskreises, beklagte mangelnde Rückkopplung der Politiker aus dem fernen Berlin: „Wenn es mir zu bunt wird, schicke ich schon mal eine E-mail. Eine Antwort darauf habe ich jedoch noch nie erhalten."

Karl Nolle erwies sich an diesem Abend einmal mehr als Polit-Profi, hielt den mitunter heftigen Anwürfen stand, blockte ab, indem er eine Konzentration auf das Thema anmahnte. Wohltuend, dass er sich dabei populistische Sprüche verkniff und überaus sachlich agierte. Für die Besucher, die der Diskussion knapp zweieinhalb Stunden folgten, war es wohl eher ein Abend ohne neue Erkenntnisse. „Die gegebene Zustandsbeschreibung könnten wir selbst unendlich lang fortführen", war zu hören. „Ändern wird sich wohl, egal bei welcher Machtkonstellation, nichts."
(von Martina Brandenburg)