Karl Nolle, MdL

mdr-info, 8.45 Uhr, 06.11.2003

Der Mittelstand rückt in den Blickpunkt ...

Stimmen zur Frage: Wie geht es eigentlich den kleinen und mittleren Unternehmen?
 
Heute wird in Dresden das größte Mittelstandsforum Ostdeutschlands eröffnet. Die Messe wird zwei Tage land dauern und soll wichtige Informationen für Mittelständler präsentieren. Der Mittelstand rückt also in den Blickpunkt. Dabei ist immer noch die große Frage: wie geht es eigentlich den kleinen und mittleren Unternehmen? Dazu waren in den letzten Wochen unterschiedlichste Interpretationen zu hören. Daniela Kahls hat sich einmal den Mittelstand in Sachsen genauer angeschaut.

Da gibt es zum einen immer wieder neue Horrormeldungen. Wie die, dass Sachsen das Land mit den meisten Insolvenzen ist. Auf der anderen Seite stehen die guten Nachrichten, wie die, dass Sachsen mit einem Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent den besten Wert in Deutschland vorweisen kann. Was heißt das nun für die kleinen und mittleren Unternehmen im Freistaat, die immerhin fast zwei Drittel des gesamten Umsatzes im Freistaat erwirtschaften? Dr. Detlef Haman, Hauptgeschäftsführer der Industrie - und Handelskammer in Dresden, ist in jedem Falle optimitisch:

HAMAN: "Wenn wir auf den Mittelstand schauen, können wir mit ruhigen Gewissen sagen, dass das Glas wieder halb voll ist, bestehen Zukunftsaussichten, betrifft vor allem die Industrie und das verarbeitende Gewerbe.

Diesen Optismus schöpft Haman aus seinen täglichen Kontakten mit Unternehmern und aus dem sächsischen Mittelstandsbericht, der vor kurzem veröffentlicht wurde. Dass ein solcher Bericht überhaupt verfasst wurde und dass der Mittelstand Thema in der jüngsten Regierungserklärung von Wirtschaftsminister Gillo war, wird schon als positives Zeichen gewertet. Denn von Kritikern wurde Gillo, dem ehemaligen Manager von AMD, bisher vorgeworfen zu sehr auf die sogenannten Leuchttürme zu achten. Aber nun meint auch Andreas Lämmel, Landesvorsitzender der Mittelstandsvereinigung der CDU:

LÄMMEL: Dass so ein Mann, der in ganz anderen Regionen denkt, erst einmal Zeit braucht, um sich zu aklimatisieren, ist klar. Ich bin Wirtschaftsminister Gillo dankbar, dass er in Regierungserklärung Mittelstand in den Mittelpunkt seiner Rede gestellt hat.

Darüberhinaus hatte Gillo auch einen Mittelstandsfonds für das kommende Jahr angekündigt. Mit 30 Millionen Euro in der Kasse soll Mittelständlern damit in Sachen Eigenkapital unter die Arme gegriffen werden. Doch für Karl Nolle, den wirtschaftspolitischen Sprecher der SPD-Fraktion, setzt Sachsens Förderpolitik nach wie vor an der falschen Stelle an:

NOLLE: 90 Prozent der Fördermittel wurden bisher in harte Faktoren gesteckt, in Maschinen und Häuser, aber gerade die Entwicklung von der Produktions - zur Dienstleistungsgesellschaft erfordert es, dass wir uns verstärkt um weiche Faktoren kümmern, also nicht nur produzieren, produzieren, sondern verkaufen, verkaufen. Die Sachsen haben gute Produkte, sie können sie nur nicht so verkaufen wie Unternehmen aus Westdeutschland.

Der Dresdner Schlosser Peter Hänel hat jedoch in seinem 12-Mann-Betrieb ganz andere Probleme. Ihm machen solche Dinge wie die Gewerbesteuer, Basel II oder der Kündigungsschutz zu schaffen:

HÄNEL: Das Endergebnis vom Lied ist, obwohl wie z.Z. viele Aufträge haben, ich mich nicht getrauen kann, Leute einzustellen. Ist nicht möglich, weil ich nicht weiß, wie die Zukunft weitergeht und ich in gewissem Sinne diese Leute adoptieren muss.

Über den Mittelstand ist also wohl weder auf Landes - noch auf Bundesebene das letzte Wort gesprochen und für Diskussionsstoff auf dem heute beginnenden Mittelstandsforum ist reichlich gesorgt.