Karl Nolle, MdL

Süddeutsche Zeitung, 10.01.2004

Krehl: „Die Größe einer Vorsitzenden“

 
SZ: Frau Krehl, warum geben Sie das Rennen um die Spitzenkandidatur der Sachsen-SPD auf?

Krehl: Ich gebe nicht auf, sondern habe eine einvernehmliche Lösung angestrebt. Das Ergebnis ist ein Team.

SZ: Unlängst haben Sie gesagt: Ich bin besser! Nun werden Sie als Landeschefin zweite auf der Liste.

Krehl: Es ging bei dieser Vereinbarung in erster Linie darum, den Streit, der die SPD Sachsens zu spalten drohte, zu beenden. Die gewählte Lösung war der Weg, der möglich war. Es zeigt auch die Größe einer Landesvorsitzenden, einen solchen Kompromiss eingehen zu können.

SZ: Glücklich klingen Sie nicht.

Krehl: Das hat nichts mit der Vereinbarung an sich zu tun, sondern liegt an dem ganzen Getöse, das in den letzten Tagen abgelaufen ist und bis heute anhält. Das kann mich nicht glücklich stimmen. Die Vereinbarung muss nun mit Leben erfüllt werden. Dazu brauchen Thomas Jurk und ich die Partei. Im Moment habe ich noch nicht das Gefühl, dass wirklich alle dabei mitziehen.

SZ: Zur Vereinbarung gehört, dass Sie die Liste für die Landtagswahl gemeinsam aufstellen. Wegen einiger strittiger Personalien wird es doch dabei wieder Streit geben.

Krehl: So eine Listenaufstellung ist ja immer eine schwierige Sache. Herr Jurk und ich werden gemeinsam ein Verfahren finden. Wir werden eine Liste mit kompetenten Leuten aufstellen, die auch eine Wahl gewinnen können. Denn wir wollen das gemeinsam lösen, da müssen persönliche Interessen zurückstehen.

SZ: Sollte die SPD bei den Landtagswahlen gut abschneiden, wird man den Erfolg der Nummer eins der Liste, Thomas Jurk, zuschreiben. Verliert sie arg, wird man auch Sie verantwortlich machen. Warum tun Sie sich das noch an?

Krehl: Ich mache das aus Verantwortung für die Partei. Ich habe die Führung 1999 übernommen, damit die Partei nicht auseinander bricht. Jetzt habe ich die gleiche Aufgabe noch mal vor mir.

SZ: Es gibt schon Rücktrittsforderungen an Sie aus der Partei.

Krehl: Die halte ich für absolut unangebracht und überflüssig und für die Partei nicht hilfreich.

Interview: Jens Schneider