Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 12.01.2004

Umfrage: Wähler lehnen SPD-Doppelspitze ab

Nur acht Prozent wollen Tandem-Variante Jurk-Krehl
 
Dresden. Die sächsische SPD kommt nicht aus der Krise. Die so genannte Doppelspitze, mit der die Partei in den nächsten Wahlkampf ziehen will, wird von den Wählern offensichtlich abgelehnt.

Laut einer Umfrage der Sächsischen Zeitung am Sonntag halten nur acht Prozent der Sachsen die gemeinsame Spitzenkandidatur vom Chef der SPD-Landtagsfraktion Thomas Jurk und der Landesvorsitzenden Constanze Krehl für eine gute Lösung. Befragt wurden 534 Personen.

Eine Überraschung gab es auch beim Listenplatz eins, den der SPD-Landesvorstand für Jurk vorgesehen hat. Die Befragten setzten im Fall einer Einzelkandidatur dagegen klar auf Krehl. Neun Prozent würden eine Spitzenkandidatin Constanze Krehl bevorzugen. Für Thomas Jurk als einzelnen Spitzenbewerber entschieden sich lediglich fünf Prozent. Eine Mehrheit der Befragten von 78 Prozent machte gar keine Angaben.

Beide SPD-Spitzenkandidaten kamen zudem nur auf außerordentlich niedrige Bekanntheitswerte. Während Krehl etwa jedem dritten Befragten bekannt ist, kennt Jurk lediglich jeder vierte Sachse.

Mitte vergangener Woche war es im SPD-Landesvorstand zu einer Einigung zwischen Krehl und Jurk gekommen, die beide Ansprüche auf die Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl angemeldet hatten. Ursprünglich sollte deshalb die Entscheidung in einer Urwahl der Parteibasis fallen. Das Verfahren war aber in mehreren SPD-Unterbezirken auf Missfallen gestoßen, die eine gütliche Einigung zwischen den Kandidaten forderten. Nun sollen beide die Partei gemeinsam in den Wahlkampf führen, Jurk auf Listenplatz eins und Krehl auf zwei.

Unterdessen gibt es bereits wieder Befürchtungen, die Doppelspitze könnte von der Landesvertreterversammlung abgelehnt werden. Der Konflikt sei nicht gelöst, sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Karl Nolle. Wie das Gremium entscheide, sei völlig offen.

Im Gegensatz zu den Werten der beiden Spitzenkandidaten verfügt die SPD in Sachsen über ein deutlich größeres Wählerpotenzial. Laut der Umfrage halten 31 Prozent der Bürger die SPD für die Entwicklung des Freistaates für wichtig oder sehr wichtig. Dieses Ergebnis wird nur noch von der CDU übertroffen, die auf 58 Prozent kommt. Die PDS muss sich mit Platz drei und 20 Prozent begnügen, gefolgt von der FDP mit 17 Prozent und den Bündnisgrünen mit 15 Prozent. (SZ)