Karl Nolle, MdL
Plenarsaal des Sächsischen Landtages, 22.09.2003
Unternehmenslust muss in der Schule beginnen
Fachkonferenz: Macht Wirtschaft Schule?
Anrede!
Vor einigen Wochen habe ich in meinem Unternehmen fünf neue Lehrlinge eingestellt. Während des Auswahlprozesse durchlaufen alle Bewerber einen Eignungstest. Zu diesem Test gehört ein Text, der 93 falschgeschriebene Wörter enthält, die rausgefunden werden müssen. Wenn Sie so wollen, ist das der PISA-Test der Lehrlinge im Medienbereich.
Der beste Bewerber hat gerade mal die Hälfte aller falschen Wörter herausgefunden. Ich finde dieses Ergebnis erschütternd, zumal wenn ich es mit den Tests der letzten Jahre vergleiche. Die Ergebnisse werden nämlich von Jahr zu Jahr schlechter.
Da kann die hiesige Landesregierung sich noch so sehr mit den sächsischen PISA Ergebnissen berauschen wollen. Mein Kollege Gunter Hatzsch hat das bereits erwähnt. Die Wirklichkeit widerlegt das ministerielle Wunschdenken.
Im übrigen ist dies kein Einzelfall. Mir sind serienweise Gespräche mit Unternehmern im Gedächtnis, die sich über mangelnde Fähigkeiten und erhebliche Schwächen der Schulabgänger beschweren.
Das ist der eine Teil der Antwort auf die Frage, warum Bildungsfragen für unsere Unternehmen von größter Bedeutung sind. Wissenschaftlich gestützt wird dies aktuell durch eine OECD-Studie aus der vergangenen Woche. Die OECD hat nämlich den Produktivitätszuwachs verglichen mit dem Entwicklung der Investitionen in Humankapital. Sie bedingen sich wechselseitig. Und für die 1990er Jahre ist für Deutschland eine besonders niedrige Investitionsquote in Bildung festzustellen. Gleichzeitig – man müsste wahrscheinlich sagen zwangsläufig – gab es in Deutschland ein deutlich niedrigeres Wirtschaftswachstum. Um das nachvollziehen zu können, muß man nicht besonders helle sein.
Es gibt aber auch noch einen zweiten Grund, warum Wirtschaft in der Schule stattfinden muss. Die SPD-Fraktion hat in den vergangenen Jahren ein Mittelstandskonzept erarbeitet. Mit dieser Initiative haben wir die Nase vorn. Eine solche programmatische Studie, absolute Fehlanzeige bei den anderen Parteien und bei der Sächsischen Staatsregierung.
Seit über ein Jahr nun wartet das Land, seine Bürger und die mittelständischen Unternehmen, dass der so hochgelobte Shootingstar Wirtschaftsminister Gillo sein Wirtschaftsprogramm für Sachsen vorstellt und sich endlich zur Bedeutung und Zukunft des Mittelstandes in Sachsen positioniert. Morgen nun wird das geschehen, allerdings nicht, wie sie vermuten würden, erarbeitet von Minister Gillo und seinem Ministerium, sondern erstellt vom Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn und seinem Wissenschaftlichen Leiter, Dr. Gunter Kayser.
Offensichtlich ist den Wirtschaftspolitikern der CDU und ihrem Minister, nach dem schon der immer lächelnden Schommer nichts dazu vorgelegt hat, jede eigene Fähigkeit abhanden gekommen, Wirtschaftspolitik für den Sächsischen Mittelstand selber und aus eigener Erkenntnis mit Hilfe ihrer hochbezahlten Ministerialbürokratie formulieren zu können.
So wird also morgen Minister Gillo aus dem Gutachten des Instituts für Mittelstands-forschung (IfM) vorlesen.
Vorlesen ohne eigene Erkenntnis allerdings, kann fast jede Oma im Lande.
Hier wäre die beschworene Sparpolitik wirklich angebracht. Hier können wir uns die Tantiemen für eine blamable Ministerfehlbesetzung, ohne den geringsten fachlichen Unterbau, ganz sparen.
Anrede!
Für die Mittelstandsinitiative der SPD haben wir mit Bedacht den vieldeutigen Titel „Unternehmenslust“ gewählt.
Wir wollen damit zum Ausdruck bringen, wie wichtig es für wirtschaftlichen Erfolg ist, sich mit dem Unternehmen zu identifizieren, sich wohl zu fühlen in einer Kultur der Selbstständigkeit, selbständig und mit hohem persönlichen Risiko zu arbeiten und immer neu kreative Lösungen zu entwickeln und zu realisieren. Das geht nur mit motivierten Menschen.
Doch solche Werte – wie Kreativität, Eigeninitiative, Selbständigkeit, Risikobereitschaft und Verantwortung fallen nicht vom Himmel. Sie müssen erlernt und trainiert werden. Und die Schule, ja schon die Krippe sind Orte um damit zu beginnen. Wirtschaft ist das Fundament unserer Gesellschaft.
Deshalb kann ich meinen Vorredner nur unterstützen, wenn er sagt, dass die Schule besser aufs Leben vorbereiten muss. Dass die Schule weniger puren Stoff vermitteln soll, sondern Kompetenzen bei den Schülerinnen und Schülern entwickeln soll. Dazu gehören im übrigen auch soziale Kompetenzen.
Und ich sage aus meiner Sicht eines begeisterten Unternehmers, dazu gehört auch situative Intelligenz, nämlich die Fähigkeit Probleme lösen zu können, ohne auf vorgestanzte und eingepaukte Antworten zurückgreifen zu können.
Anrede
Die Uni Mainz hat Tests über ökonomisches Wissen von Schülern in Europa gemacht. Ergebnis: In Großbritannien wussten 74% richtige Antworten, in Deutschland bei den gleichen Fragen gerade mal 45%! Ein solcher Unterschied sollte nicht sein. Zumindest nicht, wenn man bedenkt, dass die Wirtschaftsstrukturen der beiden Länder doch sehr ähnlich sind.
Dabei brauchen unsere Schüler heute mehr denn je Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge. Sie brauchen Wissen, wie Marktwirtschaft funktioniert. Und sie müssen eine Berufsorientierung und eine Berufsperspektive für ihre Zukunft finden.
Unsere Schüler sollen ein modernes Bild von Unternehmern und Unternehmertum vermittelt bekommen. Sehr häufig hört man die Klagen von Unternehmen, dass Schüler mit falschen Vorstellungen über die Funktionsweise der Wirtschaft, über Unternehmer und über den Charakter von Arbeit aus der Schule kommen.
Wirtschaft muss Bestandteil der Schulen und Hochschulen werden. Wirtschaftliche Zusammenhänge müssen stärker im Unterricht vermittelt werden. Das ist auch für die Berufsorientierung sehr wichtig. Dazu müssen wir eine größere Durchlässigkeit zwischen Unternehmen und Schulen erreichen.
Unternehmer müssen in die Schulen. Schüler und Lehrer müssen in die Unternehmen. Ich denke, wir brauchen ein eigenes Schulfach „Wirtschaft“. Dies lässt sich auch sehr gut mit den neuen Ganztagsschulen kombinieren, die ja ausdrücklich praxisbezogene Angebote von außerhalb der Schulen einbeziehen wollen.
Anrede
Mittelstand ist für viele ein Wort, von dem sie meinen, es betreffe sie nicht. Man denkt dabei an Selbstständige und freie Berufe an den Apotheker, an Ärzte oder an Uhrmacher. Doch weit gefehlt. In Sachsen ist der ganz überwiegende Teil der Unternehmen mittelständisch geprägt. Die durchschnittliche Betriebsgröße in Sachsen im Verarbeitenden Gewerbe beträgt unter 80 Mitarbeiter. Das ist nur die Hälfte des Durchschnittes der alten Länder. Die kleinen und mittleren Unternehmen unseres Landes schaffen und sichern die Mehrzahl der Arbeitsplätze.
Die logische Konsequenz daraus muss also heißen: Genau diese kleinen und mittleren Unternehmen müssen wir zum Wachsen bringen, damit sie leistungsfähiger werden, damit sie die notwendigen Umsätze einfahren können, damit sie Gewinne erwirtschaften können, damit sie investieren können und so Arbeitsplätze schaffen.
Aus unserer Sicht muss eine sächsische Mittelstandsinitiative deshalb aus 9 Punkten bestehen.
Keine Angst, wir werden jetzt nicht die Workshops absagen, damit ich alle Punkte erklären kann.
Ich will mich auf drei zentrale Elemente beschränken.
Der Ausgangspunkt unserer Überlegung ist, dass wir in Sachsen eine ganze Reihe von Unternehmen haben, die sehr gute Produkte herstellen. Ihr Problem ist jedoch, dass die Unternehmen zu klein sind. Sie sind zu klein, um Wachsen zu können.
Das klingt auf den ersten Blick paradox. Das Problem ist jedoch, dass viele Unternehmer Kopf über in der Arbeit stecken und damit wichtige, ja notwendige strategische Aufgaben nicht wahrnehmen können. Oder eben nur begrenzte Möglichkeiten haben, um auf neue Märkte vorzudringen. Dabei müssen wir ihnen helfen.
Wir müssen die Förderung der mittelständischen Unternehmen verbessern. Z.B. Vollständige Förder- oder Bauanträge müssen innerhalb von 7 Tagen bewilligt werden. Über die massive Ausweitung von Darlehen, besonders Bürgschaften und Beteiligungen soll die Finanzsituation der Unternehmen stabilisiert werden.
Vor allem aber müssen wir unsere Förderpolitik umstellen und stärker „weiche Faktoren“ wie Marketing, Management, Markterschließung usw. fördern. Hierbei haben wir im Osten die größten Defizite. Darüber hinaus scheint es mir wichtig, dass wir es den öffentlichen Förderbanken in Ausnahmefällen genehmigen, auch an den Hausbanken vorbei Fördermittel auszureichen.
Viele Unternehmen agieren auf einem regionalen Markt – dass heißt unsere Unternehmen wären gut beraten auf neue, auf wachsende Märkte vorzustoßen. Bisher wird die Hälfte des sächsisches Exports von einer Handvoll Unternehmen erbracht. Wir müssen unseren kleinen und mittleren Unternehmen dabei helfen, auf die Märkte der Zukunft vorzustoßen. Dazu braucht es Exportbürgschaften, genauso wie Exportbüros, die dabei helfen, Kontakte herzustellen. Polen und Tschechien liegen vor der Tür – wir müssen diese Chance nutzen!
Eine zweite Säule ist der Ausbau der öffentlichen Infrastruktur – das gehört eng zu dem gerade gesagten. Da gibt es immer noch viele Lücken, die geschlossen werden müssen – in der kommunalen Infrastruktur, aber auch, was die Vorbereitung auf den EU-Beitritt angeht. Gerade für Sachsen ist das eine Riesenchance.
Durch Kooperation – nicht durch Abschottung – werden alle von der EU-Erweiterung profitieren. Schauen Sie sich Görlitz an. Viele Geschäfte in der Innenstadt machen bereits mehr als ein Drittel ihres Umsatzes mit Polen. Die Polen verdienen nämlich besser als viele glauben. Wenn die Polen nicht wären, wäre das Theater in Görlitz wahrscheinlich schon wegen Zuschauermangels geschlossen. Wir brauchen kleine Grenzübergänge – nicht nur die A17 oder die A4, damit unsere kleinen Unternehmen ihre Produkte in Polen oder Tschechien verkaufen können.
Hier ist vor allem der Wirtschaftsminister gefordert, der ist nämlich auch gleichzeitig noch Verkehrsminister.
Und eins können Sie mir glauben: Die Politik in Sachsen kümmert sich seit 13 Jahren im wesentlichen nur um die Großbetriebe - um die Kleinen kümmert sich der Insolvenzverwalter.
Anrede
Stellen Sie sich vor: Eine Umfrage unter Schülern in Sachsen und Thüringen hat ergeben, dass nur 9% von ihnen in die Industrie wollen. Und das, obwohl die Industrie der einzige richtig boomende Wirtschaftszweig seit Jahren in Sachsen ist. Da ist richtig was schief gelaufen in der Kommunikation zwischen Unternehmen und Schulen. Wenn wir daran nichts ändern, laufen unsere Unternehmen direkt in die Fachkräftefalle hinein. Ich denke, Herr Behr, der hier sitzt, wird zu diesem Thema heute noch einiges sagen.
Da sind wir auch schon beim nächsten Thema.
Es gibt bereits heute Unternehmen, die große Schwierigkeiten haben, gut qualifiziertes Personal zu bekommen. Fast die Hälfte der Arbeitslosen ist länger als ein Jahr arbeitslos. In einer solch langen Zeit ist es kein Wunder, wenn man Selbstvertrauen verliert, wenn man Fertigkeiten verliert, ja, wenn man die Fähigkeit zu arbeiten „verliert“ und viele Arbeitslose haben schon zu oft aufgegeben und aufgeben müssen.
Das neue BMW-Werk musste sogar besonders Arbeitslose auffordern, sich zu bewerben, da man denen auch eine Chance geben wollte und dafür extra Qualifizierungsprogramme entwickelt hat. Bisher kommen weniger als 20% aus der Arbeitslosigkeit.
Wir haben – auch im Osten – kein unbegrenzten Potential an Arbeitskräften mehr. Wir steuern in vielen Bereichen bereits heute auf einen Fachkräftemangel zu. Wir sollten uns von 450.000 Arbeitslosen in Sachsen nicht täuschen lassen. Uns werden bald die Leute ausgehen, „die die Arbeit machen“.
Dazu muss man sich zwei Dinge verdeutlichen:
Wir haben in den neuen Ländern nach der Wende einen historisch einmaligen Geburteneinbruch erlebt. Nur im Vatikan wurden noch weniger Kinder geboren.
Die logische Schlussfolgerung erleben wir in etwa 3 Jahren. Dann werden sich die halbierten Geburtenzahlen von 1990 nämlich in halbierten Azubi-Bewerbern niederschlagen. Das mag angesichts der derzeitigen Lehrstellenknappheit als unrealistisch klingen. Aber hier handelt es sich nicht um Kaffeesatzleserei, denn wir wissen doch schon heute wie viele 12jährige es in Sachsen gibt. Innerhalb der nächsten 3 Jahren wird sich die Zahl der Bewerber um Ausbildungsplätze fast halbieren! Und dann im Grunde genommen auf diesem niedrigen Niveau bleiben.
Gleichzeitig passiert aber noch etwas anderes. Die Zahl der dann in drei Jahren 60jährigen stehen für diejenigen, die ihren Arbeitsplatz verlassen werden. Und da passiert genau das Gegenteil. Im Jahr 2005 und 2006 haben wir besonders wenige 60jährige. Aber danach steigt ihre Zahl sprunghaft an. Sie verdoppelt sich beinahe und bleibt dann auf diesem Niveau. Mit anderen Worten: ab 2006 gehen besonders viele Menschen in Rente. – Das hat im übrigen auch einen ganz einfachen Grund: das sind nämlich die Babyboomer aus der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. So lang wirken sich solche Entwicklungen aus. Die Statistiker nennen das „demographisches Echo“.
Beide Entwicklungen zusammen genommen bedeuten: Wenn besonders viele ältere Menschen in Rente gehen, haben wir besonders wenige junge Menschen, die deren Arbeitsplätze einnehmen können.
Wenn man das marktwirtschaftlich betrachtet, heißt dass vor allem zweierlei.
Der Wettbewerb zwischen den Azubis wird geringer – und damit auch deren Ansporn. Das heißt für Unternehmer wird die Auswahl auf der Angebotsseite kleiner.
Wenn weniger potentielle Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, wird auch da die Auswahl kleiner. Das heißt aber auch: der Kampf um die guten Leute wird härter. Damit könnte der Lohn steigen. Schließlich müssen wir auch versuchen, die Leute davon abzuhalten, in den Westen zu gehen. Denn dort vermuten die jungen Leute immer noch größere Lebenschancen und höhere Löhne.
Wenn wir diese Entwicklungen steuern wollen, müssen wir uns jetzt, heute in die Lage unserer Unternehmen versetzen.
Können die langfristig planen?
Haben sie die Kapazitäten, in schärferem Wettbewerb um gutes Personal höhere Löhne zu zahlen?
Und was passiert mit der Innovationsfähigkeit unserer Mitarbeiter?
Aus meiner Sicht ist es deshalb zu aller erst wichtig, unsere Unternehmen fit zu machen und auf die Bevölkerungsentwicklung vorbereiten. Viele unserer Unternehmen sind zu klein, als dass sie vorausschauende Personalplanung betreiben können. Allerdings, wenn wir keine Personalplanung betreiben, sind unsere Unternehmen in ihrer Substanz wirklich bedroht.
Deshalb bin ich dafür, dass die Landesregierung sich mit den Wirtschaftsverbänden und Selbstverwaltungsorganisationen der Wirtschaft sowie den Universitäten im Land an einen Tisch setzen. Und von dem Tisch sollen sie erst wieder aufstehen, wenn sei ein Modell entwickelt haben, wie wir eine Personalberatungsinitiative auf die Beine stellen.
Wir müssen die Unternehmen von innen heraus stärken, damit sie höhere Löhne zahlen können. Wenn Sie Geschäftführer fragen, wie sie den Lohnabstand zum Westniveau einschätzen, schätzen 60% der Unternehmer den Lohnabstand auf 10-30%. Und wenn man die Unternehmen fragt, wann sie mit einer Lohnangleichung an das Westniveau rechnen, erwarten nur 30% eine Angleichung bis 2010. Fast die Hälfte sagen aber, die Lohnangleichung ist
überhaupt nicht absehbar.
Nun ist es nicht etwa so, dass die Unternehmer nicht mehr zahlen wollen. Ganz im Gegenteil. Die Geschäftsführer sind sich sehr bewusst, dass ihre Mitarbeiter nicht das kriegen, was sie verdienen.
Das Problem ist, dass die Unternehmen im Moment nicht in der Lage sind, höhere Löhne zu zahlen. Und die meisten Unternehmen begreifen langsam, dass niedrige Löhne nicht unbedingt ein Standortvorteil sind, sondern eben auch dazu führen, dass die Arbeitskräfte nicht motiviert sind und ggf. dann abwandern.
Und gerade das können wir uns nicht mehr leisten. Im Gegenteil. In den nächsten Jahren erwarten die Unternehmer einen steigenden Personalbedarf – und zwar ganz unabhängig auch von konjunkturellen Erwägungen. Wir müssen also heute sehen, wie wir die Menschen für diesen Bedarf ausbilden und hier halten. Sonst sieht es in ein paar Jahren in unseren Unternehmen traurig aus.
Die Wirtschaftsexperten der Mehrheitsfraktion im Sächsischen Landtag reden zwar gelegentlich über Fachkräftemangel, aber sie tun nichts und ignorieren die Warnungen der IHKs, der Kammern und des Mittelstandes.
Und eines ist ganz klar, nur starke Unternehmen können starke Löhne zahlen.
Denn da schließt sich wieder der Kreis. Wir brauchen gut gehende Unternehmen, die ihren Umsatz, ihre Rendite steigern können, die neue Märkte erschließen können, dann können sie investieren, neue Leute einstellen und höhere Löhne zahlen.
Die von mir beschriebene demographische Entwicklung macht aber auch deutlich: Wir müssen unsere Bildungsanstrengungen verdoppeln. Wir müssen heute „auf Vorrat“ ausbilden – auch wenn es vielleicht manchmal schwer fällt.
Halbierte Zahlen an jungen Leuten heißt, dass wir in absoluten Zahlen weniger Spitzenkräfte haben werden als bisher. Wenn sich nichts ändert. Genau das ist die Herausforderung an die Zukunft. Wir müssen unser Bildungssystem umbauen, damit auch unsere Unternehmen in Zukunft noch die Leute haben, die sie brauchen.
Anrede
Vom ehemaligen VW-Chef Nordhoff stammen zwei Sätze, die auch mein Credo als Unternehmer sind:
„Den Wert unserer Unternehmen machen nicht die Maschinen, nicht die Häuser und nicht die Bankkonten aus. Wertvoll an einem Unternehmen sind nur die Menschen, die dafür arbeiten und der Geist, indem sie es tun.“
In der Tat, das wichtigste Kapital unserer Unternehmen, ja unseres Landes sind die Menschen, die hier leben.
Deren Fähigkeiten zu fördern und zu entwickeln, darin liegt die wichtigste Verantwortung und Aufgabe von Politik. Hier müssen die wichtigsten Zukunftsinvestitionen stattfinden.
Ihr Wissen, ihre Erfahrungen, ihr Engagement, ihr Fleiß und ihre Traditionen haben Sachsen nach vorn gebracht und nichts anderes und schon gar nicht politische Anmaßungen.
Es gibt eine unmittelbare Verantwortung für die Politik im Freistaat. Denn die ist nach unserem Grundgesetz für Schule und Hochschule zuständig – und damit auch für die Grundausstattung, nämlich das Bildungsfundament der Menschen.
Deshalb sitzen wir heute hier und wollen überlegen, wie wir Wirtschaft und Schule besser zueinander bringen können. Es gibt dazu bereits viele Beispiele. Einige Vertreter solcher Initiativen sind heute mit anwesend und werden uns über ihre Erfahrungen berichten.
Ich bin sehr gespannt auf die Diskussion. Wir freuen uns sehr auf ihre Beiträge und hoffen auf viele neue Ideen.
Danke für die Aufmerksamkeit.