Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 10.03.2004

Schlammschlacht um die Sachsen LB-Tochter MDL vor Gericht und über die Medien

 
Dresden/Leipzig. Die Auseinandersetzung zwischen der Sächsischen Landesbank (Sachsen LB) und dem ehemaligen Vorstand der Sachsen LB-Tochter Mitteldeutsche Leasing AG (MDL), Ludwig Hausbacher, scheint sich zu einer Schlammschlacht zu entwickeln. Am Montag hatte Hausbacher beim Landgericht Leipzig die zweite Feststellungsklage gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber eingereicht. Die MDL soll erneut gezwungen werden, die Vorwürfe gerichtsfest zu beweisen, die das Unternehmen seinerseits gegen Hausbacher erhebt.

Grundlage der MDL-Vorwürfe ist ein Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, das dem Ex-Vorstand Hausbacher Unregelmäßigkeiten vorwirft - und vom MDL-Aufsichtsrat auch an die Leipziger Staatsanwaltschaft weitergereicht wurde. Gestern allerdings tauchten wesentliche Passagen des Gutachtens in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" auf. Das Blatt, dem das Ernst & Young-Papier nach eigenen Angaben mit allen Anlagen vorliegt, stellt die Unregelmäßigkeiten, die Hausbacher zur Last gelegt werden, ausführlich dar: Danach soll die MDL unter anderem Provisionen für die Vermittlung von Leasing-Investitionen auf dem Gelände des neuen Leipziger BMW-Werks gezahlt haben, ohne dass erkennbare Gegenleistungen erfolgt seien. Zudem soll Hausbacher in mehreren weiteren Fällen den ihm eingeräumten Verhandlungsspielraum als MDL-Vorstand genutzt haben, um ihm wirtschaftlich nahestehende Unternehmen zu Lasten seines Arbeitgebers finanziell zu bevorzugen.

Offiziell will sich Hausbacher zu der Auseinandersetzung und den Vorwürfen nicht äußern. Aus seinem Umfeld kommen allerdings deutliche Hinweise, dass die Sachsen LB durchaus ein Interesse daran habe, den ehemaligen MDL-Vorstand schlecht aussehen zu lassen. "Das sind alles Manöver, um von der Affäre Weiss abzulenken", hieß es. Der Sachsen-LB-Chef Michael Weiss war wegen seines luxuriösen Dienstwagens und seiner Personalpolitik - Weiss Lebensgefährtin war erst Personalchefin der Sachsen LB und ist jetzt Chefin der MDL - aufgefallen.

Insofern passe es ins Bild, dass "vertrauliche Papiere jetzt gezielt lanciert" würden. Zudem, heißt es aus Hausbachers Umfeld, sei das Ernst & Young-Gutachten insofern interessengeleitet, als die Prüfer auf Folgeaufträge der Landesbank hofften.

Die gegen Hausbacher erhobenen Vorwürfe kontern seine Vertrauten: Die MDL-Jahresabschlüsse, für die der Manager als Vorstand verantwortlich zeichnete, seien von der Wirtschaftsprüfungs-Firma Price Waterhouse Coopers "uneingeschränkt testiert" worden.
(von Lars Radau)