Karl Nolle, MdL

Agenturen dpa/sn, 19:01 Uhr, 11.03.2004

Neue Strafanzeige gegen Ex-Olympia-Staatssekretär Köhler

 
Dresden (dpa/sn) - Der ehemalige sächsische Olympia-Staatssekretär Wolfram Köhler (CDU) muss sich weiteren Ermittlungen wegen Untreue stellen. Der SPD-Landtagsabgeordnete Karl Nolle hat Strafanzeige bei der Dresdner Staatsanwaltschaft erstattet, berichtet die «Sächsische Zeitung» (Freitag).

Eigene Recherchen und eine Reihe von Aussagen aus CDU-Parteireihen hätten ihn zu diesem Schritt bewegt, bestätigte Nolle am Donnerstag den Bericht. «Nach meinen Informationen besteht der Verdacht, dass Köhler dienstliche und private Belange vermischt hat.»

Nolle wirft Köhler in der Strafanzeige vor, während seiner Amtszeit als Oberbürgermeister von Riesa zu Gunsten seiner Ehefrau «unsaubere» Provisionsgeschäfte geduldet zu haben. Im Fall eines Auftritts der Boxer-Legende Muhammad Ali in Riesa sollen unter anderem Sponsorzahlungen von mindestens einer Million Euro gezahlt worden sein. Von diesen soll Köhlers Ehefrau laut Strafanzeige eine Provision von 15 Prozent erhalten haben. An der Zahlung von Sponsorgeldern sollen auch zwei städtische Firmen aus Riesa beteiligt gewesen sein. Ferner hält Nolle Köhler vor, womöglich zusätzlich selbst eine Provisionszahlung von Ali erhalten zu haben.

«Ich stelle nur Fragen - ermitteln muss die Staatsanwaltschaft», sagte Nolle. Jemand, der für den Landtag kandidiere müsse sich dies gefallen lassen. Köhler war im Janur ein politisches Comeback gelungen. Zur Überraschung der Parteiführung hatte er im Wahlkreis Riesa-Großenhain 1 kandidiert und war als CDU-Direktkandidat für die sächsische Landtagswahl am 19. September nominiert worden. Nolle räumte gegenüber der dpa ein, dass Köhlers plötzliches Auftauchen in Riesa seine Recherchen in den CDU-Reihen erleichtert hätten. «Wer die Leute so brüskiert, darf sich nicht wundern, dass sie auch eher zu Indiskretionen bereit sind», sagte Nolle.

Nach Auffassung Köhlers enthält die Anzeige Nolles keine neuen Angaben. Es seien dieselben Vorwürfe, die im Oktober 2003 zum Ende seiner Amtszeit als Staatssekretär geführt hätten. «Und wegen dieser wird doch längst ermittelt», sagte Köhler der dpa. Die Anzeige selbst liege ihm aber nicht vor. Dass seine Ehefrau im Rahmen ihrer normalen beruflichen Tätigkeit mit dem Ali-Besuch zu tun gehabt und für Leistungen eine Provision erhalten habe, schloss Köhler nicht aus. Vorwürfe, selbst in irgendeiner Weise finanzielle Vorteile von dem Boxer-Besuch gehabt zu haben, wies er vehement zurück. «Wenn das behauptet wird, grenzt es an Verleumdung», sagte Köhler.

(Der Beitrag lag dpa vorab in redaktioneller Fassung vor.)

dpa vk yysn gr
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