Karl Nolle, MdL

BILD Sachsen, Seite 3, 01.04.2004

Sachsens Polizeichef mit Kollegen zur Reeperbahn!

Sie ließen sich alles von einer Versicherung bezahlen
 
Auf der Reebahn nachts um halb eins... Ein neuer Polizeiskandal erschüttert Sachsen! 30 Chef-Polizisten aus Sachsen machten einen Ausflug auf Hamburgs Amüsiermeile. Während der Dienstzeit, also auf Kosten der Steuerzahler. Gesponsert hat den Trip eine Versicherung, die Signal-Iduna.

Bei einer Tochtergesellschaft der Versicherung saß Polizeichef Eberhard Pilz (59) zeitweise im Aufsichtsrat, was er nicht durfte. Und er kassierte dafür Sitzungsgeld, was er erst dementierte und später doch zugeben musste (BILD berichtete).

Jetzt die Enthüllung über die Lustreise zur Hamburger Sündenmeile. „Sie wurde von Polizeichef Pilz persönlich organisiert", sagt Landtagsabeordneter Karl Nolle (58, SPD).

Im Polizeibus ließen sich die Polizei-Führungskräfte, begleitet von drei Vertretern der Signal-Iduna chauffieren. Ein Ausflug mit zwei Übernachtungen. Erst nach Soltau, zur Party bei der Versicherungs-Akademie. 50 Euro Selbstbeteiligung, Rest auf Kosten der Iduna. Dann nach Hamburg: Reeperbahn-Bummel, Essen in einem noblen Hafenrestaurant.

Nolle: „Es ist Beamten und Mitarbeitern der Regierung strengstens verboten, solche Vorteile anzunehmen. Kein Polizist zieht ja z. B. gern einen Verkehrssünder zur Verantwortung, der ihm eine Lustreise bezahlt hat."

Andreas Schubert (32), Sprecher des Innenministers, bestätigt BILD: „Ja, es gab diese Reise. Sie diente der Fortbildung der Polizei." Was die Polizeichefs auf der Reeperbahn gelernt haben, ist bis heute nicht bekannt.

Rechtsanwalt Kai Busacker (44, Chemnitz): „Juristisch kann es sich um Vorteilsannahme im Amt handeln."
(von Andreas Harlass)