Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 11.06.2004

Listenvorschlag reißt in der SPD alte Gräben auf

 
Dresden. Rund zwei Wochen vor dem Listenparteitag droht der sächsischen SPD die Neuauflage eines alten Richtungskampfs. Grund ist ein vorläufiger Listenvorschlag mit Namen zur Landtagswahl, den Landeschefin Constanze Krehl vor gut zehn Tagen intern zur Diskussion gestellt hat. Kern der Verwerfung: Auf den vorderen Rängen sind offensichtlich viele Krehl-Vertraute sowie Unterbezirkchefs platziert; kritische Sozialdemokraten wie Karl Nolle, Juso-Chef Martin Dulig oder Cornelius Weiss dagegen rangierten jenseits der 25 - und damit chancenlos weit hinten.

Das sorgt für Verwirrung. Anfang des Jahres hatten Krehl sowie ihr Widerpart, SPD-Fraktionschef Thomas Jurk, nach wochenlangem Querelen ihren Machtkampf für beendet erklärt. "Teamlösung" lautete fortan das Stichwort, mit einer kleinen Differenz: Jurk firmiert seitdem als Spitzenmann, Krehl muss sich mit Platz 2 begnügen - eine klare Niederlage für die eher staatstragenden Sozialdemokraten um den SPD-Bundestagsabgeordneten Gunter Weißgerber.

Hier setzt der aktuelle Vorstoß an. Das Papier fußt offensichtlich auf einem Entwurf von fünf SPD-Unterbezirkschefs, darunter Weißgerber. Zusammen mit den SPD-Regionalfürsten aus Dresden, Chemnitz, Pirna und dem Vogtland hatte er intern jenen Listenvorschlag erarbeitet mit einer Pointe: Die Unterbezirkschefs selbst stehen ganz vorn - so Axel Brückom (Chemnitz), Albrecht Leonhardt (Dresden) und Rainer W. Maus (Pirna). Hinzu kommt der Weißgerber-Vertraute Gunther Hatzsch ebenfalls unter den ersten 10. Jurk-Getreue dagegen sind klar in der Minderheit, lediglich Simone Raatz ist blendend weit vorn platziert.

Entsprechend barsch fielen die Reaktionen aus. Der Vorstoß sei "eine Kampfansage gegen Jurk", sagte ein Sozialdemokrat gestern. Es sei der Versuch, die parteiinterne Niederlage von Krehl "auf kaltem Wege auszubügeln". Jetzt soll der Vorschlag runderneuert werden. Dabei scheint nur eines sicher:Der umstrittene Ex-MDR-Nachrichtensprecher Ronald Lässig dürfte vorn auf der Liste nicht mehr auftauchen.
(Jürgen Kochinke)