Karl Nolle, MdL

Chemnitzer Morgenpost, 12.06.2004

Staatsanwalt ließ Ex-OB Zippel (CDU) verhaften

 
CRIMMITSCHAU - Peter Zippel (55, CDU), Ex-Oberbürgermeister von Crimmitschau (23600 Einwohner), wurde vormittags verhaftet. Grund: Flucht- und Verdunklungsgefahr. Die Korruptionseinheit INES ermittelt gegen ihn wegen Bestechlichkeit und Untreue.

Kurz nach 8 Uhr rollten die Ermittler aus Dresden an. Ziel: Die Villa des Ex-Oberbürgermeisters in der Roseggerstraße. Sofort umstellten Polizis-ten das Anwesen. Ein Nachbar: „Sie liefen mit Maschinenpistolen umher, versperrten die Fluchtwege.“

Zippels silberne A-Klasse stand vor dem Haus. Er war zu Hause. Die Ermittler klingelten an der Wohnungstür. Jemand öffnete. Die Beamten stürmten die Luxus-Villa (Hanglage, Wintergarten, drei Etagen).

Zwei Beamte führten Zippel mit verbitterter Miene ab. Dann wurde das Haus auf den Kopf gestellt. Chef-Ermittler Claus Bogner (44) bestätigt: „Wir haben Unterlagen beschlagnahmt.“

Pikant: Plötzlich fuhr ein Laster vor. Barhocker, ein Sofa und ein Schrank wurden unter anderem eingeladen. Oberstaatsanwalt Claus Bogner: „Ja, wir haben Einrichtungsgegenstände mitgenommen und vermögensabschöpfend gewirkt.“ Das heißt: Die Zwangsversteigerung der Gegenstände droht. Zippel kam jedoch wieder auf freien Fuß. Bogner: „Das Amtsgericht hat den Haftbefehl außer Vollzug gesetzt.“ Auflage: „Er muss sich zwei Mal die Woche melden“, so Bogner.

„Außerdem musste er eine fünfstellige Kaution hinterlegen.“ Amtsgerichtssprecher Stephan Zantke (43) erklärt: „Nach Paragraf 116 Strafprozessordnung (StPO) kann ein Richter einen Haftbefehl außer Vollzug setzen. Dann erteilt er Auflagen und kann eine Kaution festsetzen.“ Sollte Zippel dagegen verstoßen, fließt das Geld ins Staatssäckel (Paragraf 124 StPO).

Zippel wird vorgeworfen, Beraterhonorare beim Verkauf der Stadtwerke (200000 Euro) ohne Ausschreibung vergeben zu haben. Außerdem soll er sich einen Golfurlaub bezahlt lassen haben. Die Fluchtgefahr besteht weiter, deshalb wird Zippel 24 Stunden observiert.

Bogner: „Dazu sage ich nichts.“