Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 28.06.2004

Jurk SPD-Spitzenkandidat - Schlappe für Vorsitzende Krehl

 
Döbeln. Rückzug oder nicht? Sachsens SPD-Chefin Constanze Krehl stand auf der gestrigen Parteikonferenz zur Kür der Landesliste mit dem Rücken zur Wand. Die 59 Delegierten hatten ihre Vorsitzende mit dem denkbar knappen Votum von nur 32 Stimmen auf Platz Zwei der Liste für die Landtagswahl im September zwar bestätigt. Doch gilt dies Ergebnis als klares Misstrauensvotum. So wurde auf allen Gängen im Döbelner Volkshaus ein möglicher Rückzug der Parteichefin debattiert.

Krehl selbst - oft mit versteinerter Miene -sprach von einem "persönlich schwierigen Ergebnis" und bat sich einen Tag Bedenkzeit aus. Überraschungen nicht ausgeschlossen. Krehl hat gerade ihr Mandat als EU-Abgeordnete verteidigt und könnte sich ganz auf die Brüsseler Politik konzentrieren. Ihr Fürsprecher, Kanzleramtsminister Rolf Schwanitz, soll sie jedoch gebeten haben, zu bleiben.

Hinter der Ohrfeige für Krehl steht eine klare Richtungsentscheidung: Abgrenzung zur CDU statt staatstragende Kooperation und eine stärkere Profilierung als Oppositionspartei. Dementsprechend fiel das Ergebnis für Fraktionschef Thomas Jurk aus: Er wurde als Spitzenkandidat auf Platz 1 mit rund 90 Prozent gewählt.

Während des ganzen Wochenendes tobte ein heftiger Machtkampf. Noch am Sonnabend hatte der Landesvorstand den mühsam errungenen Listenvorschlag des Spitzen-Duos Jurk und Krehl gekippt und vorwiegend Krehl-Vertraute durchgesetzt. Gestern Vormittag machten dann Jurks Leute unter den Delegierten einen Strich durch die Rechnung und probten den Aufstand: Juso-Chef Martin Duhlig konnte Schulpolitiker Gunther Hatzsch verdrängen, der nun nicht wieder antritt. Auf Platz 5 behauptete sich der umstrittene Leipziger Ex-Uni-Rektor Cornelius Weiss gegen den Wirtschaftspolitiker Rolf Gansauer. Vor allem aber der Zankapfel der Partei, Frontmann Karl Nolle, konnte sich ganz knapp etablieren. Dabei hatten prominente Genossen wie der Leipziger Bundestagsabgeordnete Gunther Weißgerber vor Nolle gewarnt. Jurk war sichtlich zufrieden: "Manches musste geklärt werden. Dieses Ergebnis ist ein deutliches Signal."

Viele Genossen empfanden den Konvent als reinigendes Gewitter. Andere fürchten, dass die Wunden nicht so schnell verheilen.
(von Sven Heitkamp)