Karl Nolle, MdL

Frankfurter Rundschau, 29.06.2004

Sachsens SPD: Einstellig

Kommentar von Bernhard Honnigfort
 
Als Thüringens SPD vor zwei Wochen das katastrophale Abschneiden bei der Landtagswahl betrauerte, meinte Sachsens SPD-Chefin Constanze Krehl: "Uns steht das alles noch bevor." Vermutlich ein seltener Anflug von Humor, denn: Thüringens SPD mag bei der Landtags- und jetzt bei der Kommunalwahl schlimm abgestürzt sein. Sachsens SPD ist mit 10,7 Prozent längst fünf Prozent tiefer im Keller. Sie fürchtet ein einstelliges Ergebnis bei der Wahl im September.

Jetzt ist Krehl zurückgetreten, womit sie der SPD einen gewaltigen Dienst erwiesen hat. Nicht nur, weil es keinen Sinn macht, wenn eine Europaabgeordnete aus Brüssel einen zerstrittenen Haufen wie Sachsens SPD führen will. Krehl besaß auch nicht die nötigen Eigenschaften für das Amt. Ihr Führungsstil wird als "stalinistisch" beschrieben.

Ihr Scheitern ist auch eine Richtungsentscheidung für die kleine SPD. Weg vom obrigkeitsorientierten Stil, von einem mürrischen Verwalten der Niederlagen. Weg von der 14-jährigen Dauerkapitulation vor der allmächtigen Sachsen-CDU. Hin zu mehr Frechheit, vielleicht auch Fleiß. Sachsens SPD beschäftigt sich schon zu lange mehr mit sich selbst und ihren Phantomschmerzen als mit der Kontrolle der Landesregierung oder dem, was den Sachsen auf der Seele liegt.