Karl Nolle, MdL

Vogtland Anzeiger, 29.06.2004

Vor der Zehn-Prozent-Hürde

Kommentar von Walter Hörmann
 
In Sachsen braucht die SPD nicht einmal mehr die Wähler zur Demontage. Das erledigen die Sozialdemokraten inzwischen selbst. Zwölf Wochen vor der Landtagswahl stürzt die Sachsen-SPD ins Führungschaos - doch zu verantworten haben es die beiden aneinander geratenen Spitzenleute Thomas Jurk und Constanze Krehl nur mittelbar.

Angelegt hat die SPD ihre Krise schon im Jahr 1999, als der glücklose Karl-Heinz Kunckel die Europaparlamentarierin aus Leipzig als Nachfolgerin aus dem Hut zauberte und damit eine schwache Doppelspitze für die ohnehin geschwächte Partei initiierte. Als sich der neue Star der Sachsen-SPD, Leipzigs Oberbürgermeister - Wolfgang Tiefensee der Partei verweigerte, war der Machtkampf zwischen Leipzig und Dresden unausweichlich. Dass der in schierer Not geschlossene Burgfrieden die Nominierungskonferenz nicht überstand, konnte niemanden mehr überraschen.

Es mag sein, dass Thomas Jurk nun der neue starke Mann der SPD im Freistaat werden kann. Das allerdings nur, wenn die vor fünf Jahren auf 10, 7 Prozent abgestürzte Partei unter seiner Führung am 19. September zulegen kann. Im Moment läuft sie freilich eher Gefahr, einstellig zu werden.