Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 09.08.2004

Experte: Linkspartei mit Lafontaine käme auf 15 Prozent

"Anlass zu großer Sorge" für SPD
 
Hamburg - Der Mainzer Parteienforscher Jürgen Falter schätzt das Potenzial einer neuen Linkspartei mit Ex-SPD-Chef Oskar Lafontaine als Spitzenkandidat auf 15 bis 20 Prozent.

Wenn Lafontaine seine Drohung wahrmache, sich für eine neue Partei zu engagieren, «besteht für die SPD Anlass zu großer Sorge», sagte Falter der «Bild»-Zeitung. SPD und PDS wären bei der nächsten Bundestagswahl dann die Verlierer. «Die SPD würde es allerdings deutlich schlimmer treffen», so die Einschätzung Falters.

Unteredessen hat der Sprecher der Parlamentarischen Linken in der SPD, Michael Müller, seine Kritik an Lafontaine erneuert. Der ehemalige SPD-Vorsitzende habe «verdammt noch mal» die Pflicht, «auch mal deutlich zu sagen, was er will», sagte Müller am Montag im Deutschlandfunk. «Will er nur spalten, will er die Linke zersplittern, will er im Grunde genommen nur sein Mütchen kühlen oder ist er noch zu konstruktiver Politik fähig? Das sehe ich im Augenblick nicht.»

Müller rechnet trotz der aktuellen Kritik an Lafontaine jedoch mit dessen Verbleib in der Partei. «Er hat oft angekündigt, dass er Sozialdemokrat ist und Sozialdemokrat bleiben will.» Lafontaine hatte in einem Interview damit gedroht, in einer neuen Linkspartei mitzuarbeiten.

Der saarländische SPD-Vorsitzende Heiko Maas rechnet nicht damit, dass eine neue Linkspartei in Deutschland Erfolg hätte. «Ich glaube, der Frust über die Politik einer Regierung ist nicht ausreichend, zumindest mittel- und langfristig eine Partei dauerhaft zu etablieren», sagte Maas der «Netzeitung» (Montag). Er gehe deshalb davon aus, dass das Vorhaben, eine neue Linkspartei zu gründen, «nicht funktionieren» werde. (dpa)