Karl Nolle, MdL
Sächsische Zeitung, Dresden, 13.09.2004
Mitte der Talsohle
Zuversichtlicher SPD-Chef
„Ich habe das Gefühl, dass wir in der Talsohle angekommen sind.“ Peter Lames spricht über die SPD. Jene Partei, die vor allem im Osten tagtäglich mit den Schlagworten Hartz IV, Sozialabbau und Leistungskürzungen in Verbindung gebracht wird.
Peter Lames kennt die SPD, er ist ihr Vorsitzender in Dresden. Und deshalb redet er höflich über sie. Ab der nun erreichten Mitte der Talsohle gehe es wieder aufwärts. „Ich habe den Eindruck, dass die Notwendigkeit der Reform verstanden wird“, sagt der 38-jährige Vater von vier Kindern. Lames, im Hauptberuf Richter am Oberlandesgericht, hat in der Partei rasch Karriere gemacht.
Vor knapp zwei Jahren trat er erstmals vor einer breiteren Öffentlichkeit in Erscheinung. Damals fungierte er für die SPD als Sprachrohr, um den Protest gegen die vom Rathaus geplanten Kürzungen bei der kommunalen Kinderbetreuung zu formulieren. Der von Lames geleitete damalige SPD-Ortsverband Bühlau/Weißer Hirsch bot Eltern sogar ein Musterschreiben an, mit dem sie gegen die Kündigung von Krippen- und Hortplätzen Widerspruch einlegen konnten. Für Lames, der 1991 aus Freiburg an die juristische Fakultät der TU Dresden kam, war das Vorgehen gegen die in Teilen zurückgenommene Kürzungspolitik der Startschuss für das Rennen an die Parteispitze.
Der Jurist, der als Anhänger des wortgewaltigen Landtagsabgeordneten Karl Nolle gilt, beerbte im Frühjahr Peer Oehler als Stadtchef. Bald war auch klar, dass Lames für den Stadtrat kandidieren wird. In seinem Wahlkreis, der sich vom Schönfelder Hochland bis Loschwitz erstreckt, holte er mehr als 2 600 Stimmen – ein überdurchschnittliches Ergebnis. Innerparteiliche Querelen, die sich letztlich um Nolles konsequent oppositionellen Politikstil drehten, führten zu einer weiteren Stärkung von Lames.
Und: Der frühere Fraktionschef Andreas Herrmann verpasste den Sprung in den Stadtrat. Jetzt ist Lames dort Chef. Was kommt als nächstes? (SZ/ale)