Karl Nolle, MdL

Leipziger Volkszeitung LVZ/DNN, 22.09.2004

Das Stehaufmännchen Gunther Hatzsch

SPD-Bildungspolitiker hat es allen gezeigt
 
Leipzig. Gunther Hatzsch ist ein Stehaufmännchen, einer, der nicht so schnell aufgibt. Der 63-jährige Bildungsexperte der SPD legt sich seit 14 Jahren im Landtag für seine Ideen von moderner Schule ins Zeug; kämpft um Wählerstimmen, und wenn es sein muss, auch gegen Genossen der eigenen Partei. Denen hat er jetzt zeigen können, dass er sich nicht einfach abschieben lässt.

Weh tat ihm der Listenparteitag Ende Juni, als er mit einem sicheren dritten Platz rechnete und plötzlich in den Machtkampf zwischen Constanze Krehl und Thomas Jurk geriet - und zerrieben wurde.

Platz drei erhielt der 30-jährige Juso-Chef Martin Dulig. Dann trat Hatzsch gegen Karl Nolle um Platz acht an, "um ganz klar für meinen Politikstil zu werben. Karl Nolle ist in meinen Augen ein Polit-Rabauke, der dem Ansehen aller Politiker schadet", sagt Hatzsch unserer Zeitung. Wenn die sächsische SPD sich nach außen über Nolle definiere, betrachte er das als verhängnisvoll: Fraktionschef Thomas Jurk und sein Sellvertreter Cornelius Weiss sprachen sich für Karl Nolle aus. (Hatzsch verlor zum zweiten Mal)

Hatzsch, zu DDR-Zeiten parteilos und Lehrer für Biologie und Chemie, stürzte sich daraufhin in den Wahlkampf um ein Direktmandat im Leipziger Wahlkreis 28. Die offiziellen Null-Acht-Fünfzehn-Plakate ließ er liegen und auf eigene Kosten muntere Flyer und Fotos anfertigen, die ihn mit wehender Krawatte auf dem Fahrrad, im Gespräch mit jungen Leuten, mit dem Leipziger OBM Wolfgang Tiefensee und dessen Vorgänger Hinrich Lehmann-Grube zeigen. Zum Schulanfang verteilte er 300 Brotbüchsen an die Abc-Schützen seines Wahlkreises.

Beim Wahlsieg kam ihm indes zu Gute, dass es keinen PDS-Kandidaten im Wahlkreis gab. So konnte Hatzsch mit 33,9 Prozent der Erststimmen ausgerechnet die stellvertretende CDU-Fraktionschefin Christine Clauß schlagen, obwohl die auch achtbare 32 Prozent erreichte.

Natürlich freut es den engagierten Bildungspolitiker, dass er nun sogar als Kultusminister gehandelt wird. Aber er hält das nicht für realistisch, "weil die schulpolitischen Konzepte von CDU und SPD meilenweit auseinander gehen". So plädiert er für eine gemeinsame achtjährige Schulzeit und Ganztagsschulen. Beides gehe nicht mit der CDU.

Hatzsch bleibt auf dem Boden. Gestern fuhr er mit seinem Fahrrad samt Anhänger durch Leipzig und sammelte seine Plakate wieder ein. Im Landtag will er weiter streiten für eine Schulpolitik, die auch sozial benachteiligten Kindern Chancengleichheit bietet. Und ein wenig Zeit muss bleiben für seine besonderen Lieblinge, die Enkel Philipp und Erik.
(von Anita Kecke)