Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 06.10.2004

Reform-Schock droht: Bald fünf Millionen Erwerbslose

Sozialhilfe-Empfänger werden demnächst mitgerechnet / Jeder zwölfte sächsische Lehrling ausgewandert
 
Chemnitz/Nürnberg. Nur schwach hat der Herbst-Anfang dem Arbeitsmarkt aufgeholfen, da droht eine neue Rekord-Erwerbslosigkeit im Winter: Im Februar könnte die Zahl von fünf Millionen Arbeitslosen überschritten werden, sagte gestern in Nürnberg Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit. Bis dahin übernehmen die Arbeitsagenturen voraussichtlich hunderttausende Sozialhilfe-Empfänger, die bisher nicht in der Arbeitsmarkt-Statistik standen.

Im vergangen Monat haben die Arbeitsagenturen die höchste September-Arbeitslosigkeit seit sieben Jahren registriert, in Sachsen seit sechs Jahren. Karl Peter Fuß als Chef der sächsischen Behörden sprach in Chemnitz zwar von einer leichten „Herbst-Belebung“. Doch im Jahresvergleich ist die Arbeitslosigkeit weiter gestiegen. Rund 384 000 Sachsen waren Ende September arbeitslos gemeldet, fast 512 000 als arbeitsuchend – dazu zählen Menschen in Beschäftigungsprogrammen.

Die Arbeitslosenquote erreichte in Sachsen 17,4 Prozent, in Deutschland 10,3 Prozent. Auch die benötigten Lehrstellen sind noch nicht gefunden. Fuß sagte in Chemnitz, noch 2 614 Jugendliche seien unversorgt. Etwa 60 Prozent der sächsischen Bewerber haben dieses Jahr eine Lehrstelle erhalten, davon jeder zwölfte außerhalb Sachsens. Von den anderen besuchen viele nun einjährige Kurse. (SZ/dpa) Wirtschaft/Lokales