Karl Nolle, MdL

Frankfurter Rundschau, 18.12.1999

Wirtschaftsminister. Ärger wegen geplanter "Luxuskonferenz".

Nolle: Schommer hat mangelndes Fingerspitzengefühl
 
DRESDEN bho. Der sächsische Wirtschaftsminister Kajo Schommer (CDU) hat mit der Einladung seiner Ressortkollegen nach Italien an den Comer See offenbar einigen Ärger ausgelöst. Das Münchner Magazin Focus meldete am Freitag, Schommer habe seine Kollegen zur Wirtschaftsministerkonferenz im Mai 2000 nach Cadenabbia an den Comer See eingeladen. Bisher haben die Minister immer im Inland getagt. Diese "Luxuskonferenz", bei der Schommer den EU-Kommissar Mario Monti treffen wolle, stoße auf Ablehnung. Einige Minister seien sogar zum Boykott bereit.
Der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Horst Bülck (parteilos) soll Schommer in einem Brief gebeten haben, den Ort noch einmal zu überdenken. Schommers Sprecher Armin Reck sagte am Freitag, von einem Brief Bülcks sei in Dresden nichts bekannt. Schommer ließ erklären, sollte sich die Mehrzahl der Ministerkollegen doch für ein Zeichen durchringen, dass die deutschen Länder sich als Regionen in Europa verstünden, stehe er natürlich weiterhin zu seinem Vorschlag Cadenabbia. Andernfalls sei er auch für Tagungsorte in Deutschland offen.
Im sächsischen Landtag erntete Schommer heftige Kritik. Die SPD warf ihm "mangelndes Fingerspitzengefühl" vor. Schommer solle seine Comer-See-Idee doch einmal von Arbeitslosigkeit bedrohten Menschen in Ostsachsen erklären, sagte der SPD-Politiker Karl Nolle.